Mittwoch, 25. August 2010

Abstecher

Warum meine Eltern mit mir nie nach Italien gefahren sind, obwohl sie die reisefreudigsten Menschen sind, die ich kenne, verstehe ich nicht (merke: fragen!). Italien ist wunderbar, das kann ich mit naiver und unverblümter Sicherheit sagen, obwohl ich bisher nur die Insel Elba, Pisa und Florenz kennenlernen durfte. 

Elba ist grün und blau. 

Pisa ist eine Wiese, auf der hunderte Menschen einen abgewinkelten Arm in die Luft strecken, die Hand flach nach oben abklappen und das beste Fotolächeln aufsetzen, das sie sich in den letzten 20 Jahren bei anderen abgeschaut haben.

In Florenz steht die Luft. Aber dafür bewegt sich so vieles andere. 
Der Mund des Hostelbesitzers zum Beispiel. Als würde er einen Preis dafür gewinnen, möglichst viele Wörter in möglichst kurzer Zeit herausfließen zu lassen, formt er mit seinen Lippen und seiner Zunge einen klangvollen Singsang, dem man stundenlang zuhören könnte. Während er die schönsten Melodien auf italienisch singt, werfen wir ihm unser Frenglisch entgegen und freuen uns gemeinsam darüber, dass wir uns verstehen. 
Auf der Ponte Vecchio, der mit Handwerkerhäusern bebauten Brücke, bewegen sich die Touristenströme. Sie ziehen vorbei an dem Pomp, der in den Auslagen der Goldschmiede liegt. Niemand kauft etwas, alle Welt guckt und staunt. 
Auch der Verkehr bewegt sich. Um einen Zebrastreifen zu überqueren, brauchen wir am ersten Tag in Florenz zehn Minuten. Zehn Minuten, die wir wartend auf der einen Straßenseite verbringen und den Autofahrern unser schönstes Lächeln schenken. Es nützt nichts. Wir müssen den Mut aufbringen, uns dem Verkehr entgegenzustellen. Am Ende des zweiten Tages schaffen wir es in Schlangenlinien in zehn Sekunden auf die andere Straßenseite.
Die Kellner in den Restaurants bewegen sich wie Geisterfahrer auf der Autobahn. Sie schlängeln sich um die Tische und verwirrte Gäste herum, die auf der Suche nach der Toilette in der Küche landen. Sie weichen entgegenkommenden Besucherströmen auf dem Bürgersteig aus (natürlich sitzt man draußen auf einer aus Holzdielen gezimmerten Terrasse - sofern man schlau genug ist, nicht vor 21 Uhr essen zu gehen, wenn die Sonne endlich Erbarmen zeigt und sich hinter dem Horizont versteckt). Die Kellner balancieren Teller mit dampfender Pasta und duftenden Meeresfrüchten auf ihren schlanken Armen und erreichen ihr Ziel, unseren Tisch, mit einem fast überheblichen Lächeln, das sagt "hier bitte, esst, esst, aber vergesst nicht, zu genießen und das Essen überschwänglich zu loben."
Fast paradox erscheint die Tatsache, dass sämtliche Italiener, die uns begegnet sind, trotz des fantastischen Essens einfach nur gut aussehen. Stilvoll, elegant, braungebrannt und gut gekleidet. Selbst die Nonna lässt es sich nicht nehmen, in einem eng anliegenden, knielangen türkisfarbenden Rock, einer gemusterten Bluse aus teurer Seide und einem Geschmeide, das es sich leisten könnte, beim Wiener Opernball ausgetragen zu werden, in einer prunkvollen Kirche vor dem Altar ihr Kreuz zu schlagen. Auch während unseres Segeltörns im toskanischen Archipel sind mir so viele neonfarbene, knackige Badehosen begegnet wie in keinem anderen Urlaub, den ich bisher gemacht habe. Ein schönes Volk, das wohl die perfekte Balance zwischen Genuss und Eitelkeit gefunden hat. Und ich, ich habe auf meinem Abstecher nach Italien die perfekte Balance zwischen Entspannung und Aktivität entdeckt. So kann es weitergehen...
Reiseoutfit  
Sonnenaufgang nach der Ankerwache       

Bucht in Portoferraio auf Elba
Nina & Julia
Der frühe Segler fängt den Wind
Broke Back Mountain II
Hanni & Nanni
Sonnenanbeter
Segelteam
Kirche auf Capraia
Fotopose in Pisa
Fotopose in Florenz
Bis zum nächsten Mal, bella Italia!