Dienstag, 23. August 2011

Melbourne

In der alternativen Kuenstlerstadt Melbourne verbringe ich drei vollgepackte Tage. Da mein Hostel zwar recht zentral dafuer aber ansonsten wirklich nicht so der Knueller ist was Sauberkeit und Gemuetlichkeit angeht, mache ich mich zumeist recht frueh auf die Socken, druecke mich erfolgreich ums Kochen in der chaotischen Kueche und trudele erst am Abend wieder ein, wenn es schon zu spaet ist, um sich noch auf dem unappetitlichen Sofa zu waelzen.
Zur Orientierung buche ich am ersten Tag eine kostenlose Stadtfuehrung, die sich als Vieraugenbegegnung mit einer Volunteerkraft im besten Rentenalter herausstellt. Ich bin Denise elfte Tour, sie meine erste private Fuehrerin. Nach kurzem Bescnhnuppern zeigt sie mir genau das, was ich sehen moechte: Museums- und Strassenkunst, Architektur, Bars und Cafes in winzigkleinen, belebten Gassen und die Damentoilette im 35. Stock des Collins Hotels in Downtown. Von hier aus hat man naemlich einen tollen Blick auf die beswimmingpoolten Daecher von Melbourne - und das, ganz ohne Eintritt fuer eine Aussichtsplattform zu bezahlen. Als Dankeschoen spendiere ich Denise einen Kaffee in einem Geheimtipp ihrer Wahl und verabschiede mich dann in der pompoesen State Library von meiner Ueberraschungsstadtfuehrerin.

himmelwaerts

mit Kanonen auf Spatzen

Streetart and -fashion

nicht eingeschuechtert, Denise?

man beachte die Funktion der Saeulen

ein guter Geheimtipp

gegen so einen Pool haette ich nichts einzuwenden

Blaettergirlande an weissem Stuck

Steinturm in Glaspyramide

fast wie in Italien

Rollergaudi

Handymann

Melbourne's Skyline

so liest es sich gut

Auf Denise Tipp hin schaue ich mir die Ausstellung zur Entwicklung von Film und Fernsehen im ACMI (Australian Centre of the Moving Image) an und finde besonderen Gefallen an der interaktiven Matrixmovebox (ziemlich viele 'x'e fuer ein Wort). 
Am naechsten Tag fahre ich mit dem kostenlosen Bus eine Runde um die Innenstadt an allen Sehenswuerdigkeiten vorbei. Da das Wetter nicht gerade zum Aussteigen motiviert, vollende ich die Tour sitzend und schlendere anschliessend durch die NGV (National Gallery of Victoria), in der ich mich ueber die Ausstellungsobjekte der "Men's fashion exhibition" amuesiere, wahrend ich die fuer mich weniger interessanten Bereiche wie "Prints" oder Toepferei einfach ausspare. Schliesslich muss man seine Aufmerksamkeitskapazitaeten in einer Stadt wie Melbourne effizient verwalten. Zur Entspannung setzte ich mich an einen PC der Bibliothek und schaue Filmtrailer der oertlichen Alternativkinos an. Fuer den naechsten Abend reserviere ich eine Karte fuer den franzoesisch gesprochenen und englisch untertitelten Film "Beautiful Lies" mit Audrey Tautou. 




An meinem dritten und letzten Tag (schade, ich haette hier locker noch mehr Zeit rumkriegen koennen) kaufe ich beim riesigen Queen Victoria Market Erdbeeren und Trockenfruechte zum Fruehstueck, Nuesse als Snack und ein paar Postkarten. Dann fahre ich eine halbe Aussenstadtrunde mit der altertuemlichen Tram, nochmal zur NGV, um mir auf den letzten Druecker noch die "Vienna Art & Design" Ausstellung anzuschauen, fuer die ich von einer gewissen Dame im Austrian Tourism Office Karten bekommen habe. Bei einer Fuehrung werden mir dann auch die Zusammenhaenge und Bedeutungen von Bildern, Schmuck, Moebeln und Modellen klar, die ich beim ersten Durchschlendern nicht so ganz erfassen konnte. 


 

die wohl guenstigsten Bananen in ganz Australien

 


Nachdem ich nochmal ganz schnell die Carlton Gardens mit den eindrucksvollen Ausstellungs- und Museumsgebaeuden durchwandert habe, fahre ich in den Stadtteil Fitzroy, der fuer seine vielen Restaurants, Bars und kleinen (leider schon geschlossenen) Laedchen bekannt ist. Hier goenne ich mir ein Glas Weisswein und setze mich dann gut gelaunt in meinen reservierten Kinosessel.

 

Kurz vorm Zubettgehen treffe ich endlich mal auf einen meiner Zimmergenossen (die haben sich bisher erfolgreich versteckt), den Franzosen Giovanni, der mich zum Ausgehen (Bar, Billiar, Bier) mit einer bunt gemischten Truppe (eine japanische Sushirolle, ein neuseelaendisches Lammfilet, ein whiskeystimmiger Schotte, der Frosch und ich, die Kartoffel) ueberredet. Es lohnt sich. Ich habe einen netten letzten Abend und einen Schwips (um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, Bier auf Wein, das lass ich das naechste Mal lieber sein!).

Samstag, 20. August 2011

Blue Mountains


Zu meinem Ausflug in die Blue Mountains entscheide ich mich recht spontan. Ich schaue morgens aus dem Fenster und befinde das Wetter fuer gut genug, um in die Berge zu fahren.
Von der unglaublich wuseligen Central Station aus nehme ich den "City Rail", fuer den mich das Returnticket gerade mal 10$ kostet. Auf der zweistuendigen Zugfahrt raus aus der Massenmetropole Sydney, rein ins Umland lausche ich gebannt dem Hoerbuch "Gut gegen Nordwind" von Daniel Glattauer. Tut gut, mal wieder so richtig schoenes "deutsch" und noch dazu eine so nette Geschichte zu hoeren.
In Katoomba ist das Hoerbuch aus und ich bin am Ziel. Durch die Innenstadt latsche ich bis zum "Echo Point", der Aussichtsplattform ueber das unglaublich weite Tal, das von den Blue Mountains eingefasst wird. Hier sammeln sich die meisten Touristen, um die Felsformation der "Three Sisters" zu fotografieren (nicht etwa ohne eine zweite Linse anzuschauen, den kalten Stein zu beruehren oder den Schwindel zu fuehlen, wenn man an der Steilwand vorbei in die Tiefe schaut). Ich habe zum Glueck kein "Wunschlosgluecklichpaket" gebucht und mehr Zeit mitgebracht, sodass ich es wagen kann, mehr als einen kurzen Blick ueber die Bruestung zu werfen. Wow, geht das hier weit runter! Zwischen den Baumkronen des Regenwaldes sieht man Vogelschwaerme aufsteigen und in der Ferne am Horizont kann man tatsaechlich den namensgebenden blauen Dunst der Palmtrees ausmachen.


 


Ueber 900 steile, ungleichmaessig in den Stein gehauene Stufen steige ich vorsichtig ins Tal hinab - immer entlang der in allen Orange-, Braun- und Rottoenen gefaerbten Felswand. Unten angekommen muss ich erst mal meine zitternden Beine ausschuetteln und die Hand entkrampfen, mit der ich mich am Gelaender festgeklammert habe.

weisse Aeste

Treehugger

da steht's: 900 Stufen...

... geht es steil treppab

One sister

another

natuerliches Farbenspiel

Von hier aus geht es in recht entspanntem Modus weiter durch den Busch, der im Grunde aehnlich wie in Neuseeland aussieht: saftig, gruen, dicht, viele Farn- und Niedriggewaechse. Bevor es wieder mehr als nur ein bisschen treppauf geht, nehme ich lieber die Gondel. Die Fahrt kostet mit 11$ zwar mehr als der Zug von Sydney, aber wenigstens spare ich so eine schweisstreibende halbe Stunde. Auf der Rueckfahrt nicke ich ein und falle tief tief in ein unendlich weites Tal voller rotbrauner Stufen, weisser Voegel und Baeume. Ich glaube, ich bin angekommen, in Australien.









Dienstag, 16. August 2011

Mein Sydney

Mein Sydney sieht anders aus als die Postkartenmotive vom Operahouse. Mein Sydney findet man in keinem Reisefuehrer. Mein Sydney habe ich nur so erlebt, weil ich es erlebt habe. Natuerlich, ich war ein Besucher, ein Tourist, aber fuer sieben Tage war ich auch Mitbewohnerin, Kollegin und Freundin.

Ankunft in Sydney, auf dem Weg in Julias Buero

oesterreichisches Begruessungskommitee

Mit Julia, ihrer Kollegin Manu und ihren "Flatmates" Hannah, Mirjam und Maddie habe ich Cocktails in einer Bar mit verspiegelten Waenden getrunken, in der die vier Meter hohe Decke mit Fresken verziert war, die vermutlich einer der Maler aus der Sixtinischen Kapelle angefertigt hat. Wir haben zu Livemusik getanzt, zum Fruehstueck Bananabread genascht, drei Geburtstage gefeiert, beim oesterreichischen Italiener Wein, Sekt, Pizza und Panna Cotta bestellt, waren bei der Pedikuere und sind Taxi gefahren, weil wir zu faul, muede, zu spaet dran oder schlichtweg zu ungeduldig waren, um auf den Bus zu warten.

Fruehstuecksclub

wie waer's mit gruenen Naegeln passend zur Geburtstagskarte?

der Hausfrauentreff

Hannah und Julia: zum Knutschen!

Partypeople

Glebepointgirls: Mirjam, Nina, Julia, Maddie, Hannah

Geburtstagskuesschen

mmh, interessante nonverbale Kommunikation

Cocktail-o-clock!



"komm schon, Julia, du willst es doch auch" "oh nee, nicht schon wieder!"

Moritz und Nina von oben

Daniel und Mirjam von vorn

Glebepointgirls ready to celebrate

Geburtstagskuchenfee

Falco mit Groupies

Anstatt fuer den Ausblick vom hoechsten Gebaeude der Stadt ein kleines Vermoegen zu zahlen, habe ich das Geld lieber in Grillgut und ein Stueckchen Heimat (deutsches Bier) investiert und die Abendstimmung auf Moritz' Dachterrasse beim gemeinschaftlichen BBQ genossen.

Grillmeister Moritz und Mirjam: Stoesschen!

Sydney von oben
Happy Griller

selfmade Burger
Balanceakt/Stillleben im Sonnenlicht

bequeme Tanzeinlage

Anstatt mich in den ueberfuellten Bus zum hochgelobten aber ebenso belaechelten Bondi-Beach zu quetschen, bin ich mit der Faehre nach Manly gefahren, habe dort eine Stunde lang den Surfern zugeschaut und meine (professionell lakierten) Zehen in den Sand gegraben.

Manly Beach:
 
ein bisschen was fuer's Gemuet

ein bisschen was fuer's Auge

ein bisschen was fuer die Fusssohlen

Anstatt mit dem Lonely Planet in der Hand und einem ausgearbeiteten Zehn-Punkte-Plan im Kopf von einer Attraktion zur naechsten zu hetzen, habe ich mich hier, in dieser wundervollen Stadt, einfach mal treiben lassen. Ich bin stehengeblieben, habe verweilt und getreu nach dem Motto "was ich heute nicht sehe, sehe ich morgen" mir mit Lust und Liebe Zeit gelassen - wozu die Eile? 
Ich bin sogar einen ganzen Tag ueber zu Hause geblieben, um auszuschlafen, fern zu schauen und E-Mails zu beantworten (ja, die Australier haben im Gegensatz zu den Neuseelaendern tatsaechlich schon die Flatrates entdeckt) - weil ich auf meiner Reise durch Neuseeland gemerkt habe, wie wichtig es mir ist, einen Ort ohne Stress zu erkunden, zu fuehlen, zu riechen und zu schmecken. Ich habe mich durch (einen Bruchteil von) Sydneys Baeckereien, Cafes und Takeaways probiert und es genossen, in einem winzigen Buchladen zwischen alten Schinken und neuen Bildbaenden einen Kakao zu trinken und anschliessend ein Marzipancroissant mit in den naechsten Park zu nehmen.

from dawn till dusk: meine Erkundungstour...

... im Winter?
nach einer Kaffeepause geht's zum...

... Manly Walkway

Ich bin ueber den Samstagsmarkt in Glebe mit den unglaublich coolen Vintageklamotten, inmitten einer Schulklasse ueber die Ampel, durch zahlreiche Kunstgallerien, ueber die halbe Harbourbridge, an Buchten entlang und gigantischen Miss-Kitty-Torten in Chinatown vorbei geschlendert. 







Jeden Tag habe ich Julia bei der Arbeit besucht, sie zehn bis 120 Minuten abgelenkt und bin mit ihr zur Post gegangen. Ich habe meine Waesche in einen zum Himmel schreiend chaotischen Waschsalon gebracht, der um 19 Uhr zwar eigentlich schon geschlossen hatte, fuer meine 3$ aber doch noch mal die Pforten geoeffnet hat. Dank Julias wertvoller Tipps wusste ich, dass ich Busfahrer mit lautstarken Gesten auf mich aufmerksam machen muss, damit sie ueberhaupt daran denken, anzuhalten und mich einsteigen zu lassen; ich konnte mich immer auf ein gemeinsames Abendprogramm freuen und - am allerwichtigsten - ich hatte einen Ort zum "nach Hause kommen". Das war bequem. Und schoen. Und es hat diese Millionenmetropole zu "meinem Sydney" gemacht.

Man addiere: persoenliche Stadtfuehrerin +

Sydney-Postkartenmotiv +
N fuer Nina

= Sydney zum Anfassen und Er-leben!