Dienstag, 26. Oktober 2010

eine Woche in Auckland


Das Schlafen in einem sogannten "Share" oder "Dorm" (Schlafsaal) setzt einige Regeln der Ruecksichtnahme voraus. Nach einigen Naechten Uebung habe ich die einfachsten davon verstanden:

Regel Nr. 1: Lasse so wenig Zeug wie moeglich auf deinem Bett runliegen, damit du nachts moeglichst leise und schnell unter die Decke schluepfen kannst.
Regel Nr. 2: Wenn du nachts ins Zimmer kommst und bereits einige deiner "Roommates" schlafen (was eigentlich immer der Fall ist), nimm deinen Waschbeutel und deinen Schlafanzug mit ins Bad, um dich bettfertig zu machen.
Regel Nr. 3: Verwende als Lichtquelle nur dein Handydisplay.

mein Bett im "Share"
Interessanterweise sind die meisten Backpacker richtige Fruehaufsteher, oder "Early Birds", wie man hier sagt. Dafuer aber leider auch ziemlich lahm, wenn es um Abendaktivitaeten geht.
Am Freitag will ich mit meiner Mitbewohnerin Lis in einen Irish Pub, um dort Livemusik zu hoeren. Der einzige, der uns begleitet, ist Max. Die anderen bleiben lieber im Hostel, um sich darueber auszutauschen, wie langweilig und doof Auckland doch ist (im Gegensatz zu den tollen Landschaften Neuseelands), anstatt rauszugehen und Auckland weniger langweilig und doof aussehen zu lassen.

Im Pub kostet das Bier 8$, etwa 5 Euro mit dem derzeitigen Wechselkurs. Ueberhaupt ist quasi alles teuer hier, vor allem Obst und Gemuese. Dafuer bekommt man ein mageres 500g Steak fuer gerade mal 7$. Ich stehe etwa zehn Minuten vor der Kuehltheke und kann nicht fassen, wie guenstig Rind und Lamm sind. Vielleicht waere eine Eiweissdiaet keine schlechte Idee ;-) Die andere guenstige Koestlichkeit, von der ich begeistert bin: Sushi. Waehrend eine Rolle in Deutschland schon mal 5 Euro kosten kann, sind es hier gerade mal 2$. Wird wohl nichts mit der Eiweissdiaet...

3 Rollen Sushi fuer 6$, das gefaellt mir.
Um frische Lebensmittel ein wenig guenstiger zu kaufen, fahre ich mit den Bus zum Otara Market. Der wird im Reisefuehrer als Wochenendmarkt mit "polynesischem Vibe" beschrieben. Ganz ehrlich: es ist einfach nur ein Markt. Immerhin sehe ich zwei Frauen mit bunten Blumen im Haar und hoere (zumindest ueber Lautsprecher) die blecherne Version von polynesischen Rhythmen.

Kiwis auf dem Otara Market
Polynesierinnen auf dem Otara Market
Bei der Bushaltestelle treffe ich eine aeltere Dame, die sich als echte Maori entpuppt. Wir schwatzen ein wenig und sie erklaert mir den Weg zum "One Tree Hill" (Maoriname: Maungakiekie). Da der Bus noch zwanzig Minuten auf sich warten laesst, stapfe ich kurzentschlossen einfach los. In Flipflops. Die Wanderschuhe, die fuer diesen Vulkankegel angemessener waeren, ruhen sich im Hostel aus. Der Weg durch den Cornwall Park rauf zur Spitze ist einfach nur toll! Ich laufe durch das Auenland. Echtes Neuseelandgefuehl. Saftiges Gruen, Schafe (meine erste Begegnung mit Neuseelands groessten Bevoelkerungsgruppe) und traumhaft schoen ausladende Baeume mit Maerchenwaldaesten. Die terrassenfoermigen Huegel lassen auf die fruehen Doerfer der ersten Siedler schliessen. Ich bin so begeistert, dass ich beim anschliessenden Besuch des Infocenters eine Traene verdruecke, als ich Luftaufnahmen von der Parkanlage und dem Vulkan sehe.

Picknick ueber den Daechern von Auckland
Baum im Gegenlicht
Unten im Tal angekommen, bleibe ich mit dem rechten Fuss an einer Steinplatte haengen und reisse mir den Zeh auf. Weil das Blut nicht aufhoeren will, zu troepfeln, nehme ich das zerknitterte Taschentuch, das mir ein aelterer Herr entgegenstreckt. Zum Glueck bin ich gegen Tetanus geimpft.

Was desinfiziert gut? Stimmt, Salzwasser. Also fahre ich mit Lis, Max und ein paar anderen Jungs aus dem Hostel mit dem Van von Lis am naechsten Tag zum beliebten Stadtstrand Mission Bay. Warum der so beliebt ist, bleibt mir unklar. Fuer mich eher enttaeuschend. Obwohl die Luft nicht sehr warm ist, meint man zu spueren, wie die Haut verbrennt. Das vielbeschworene Ozonloch ueber Neuseeland tut trotz LSF 50+ seine Wirkung.

Max und Felix an der Mission Bay
Jaime, Onur und Felix
Spaeter gehts dann noch zum Mt. Eden, mit knapp 200m dem hoechsten Vulkankrater in Auckland.
Mt. Eden (von links: Max, Benni, Nina, Lis und Basti)
Am naechsten Tag mache ich einen Spaziergang durch die Stadt. Ich starte im sehr gruenen Myers Park, laufe dann kurz durch die belebte Queenstreet, rueber zur Bibliothek und mache zur Mittagszeit einen kurzen Abstecher in die Artgallery. Waehrend ich die Dauerausstellung mit Portraets von Maoris und eine moderne Wanderausstellung bestaune, komme ich mir sehr weltenbummlerisch und kulturinteressiert vor.
Danach gehts weiter zum Albertpark, in dem sich einige Studenten rumtreiben . Die gewaltige Clocktower steht am Eingang vom Unicampus. Trotz "Labour Day" (Tag der Arbeit) ist hier einiges los. Wieder zurueck in der Innenstadt lege ich einen Stopp in dem netten kleinen Buchladen "Unity Books" ein und freue mich ueber die Kategorie "Wanderlust". Im Hafen kaufe ich mir ein Faehrticket zur Great Barrier Island. Das erste Mal kann ich mit meinem internationalen Studentenausweis einen Rabatt rausschlagen. Da es am Mittwoch schon um 6 Uhr morgens losgeht und dann noch keine Busse fahren, muss ich mir ein Taxi nehmen. Zum Glueck kann ich mir die Kosten mit meiner Reisepartnerin Jeannette teilen. Auf der Insel gibt es nur eingeschraenkten Handyempfang, keine Supermaerkte und keine Kanalisation. Dort finde man das urspruengliche Neuseeland, heisst es: raue Natur und duenn besiedelt. Das wird toll!

Sonne tanken im Myers Park
Wifi bei der Bibliothek
Art Gallery
Baumstumpf und neuer Baum im Albertpark
toller Baum
Semesterzeiten an der Auckland University
Blume im Myers Park
Wanderlustiger Buecherwurm
mein Lokal in Auckland

6 Kommentare:

  1. Toll!
    Vor allem beeindruckend: Dass dir dein internationaler Studentenausweis tatsächlich schon einmal etwas gebracht hat...mir hat das blöde Ding noch gar nichts genützt.
    Bin gespannt wie es weiter geht! :)

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  2. Hey Kleines!

    Na, endlich schlägt bei Dir auch botanische Leidenschaft durch! Eben doch verwandt. ;o)
    Klingt doch alles sehr gut, bin gespannt, wie´s weiter geht.

    Gruß,

    Sonja

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  3. Hallo Ninabel! Habe schon mit Spannung auf den nächsten Eintrag gewartet. Vor allem durch die Fotos kann ich mir besser vorstellen, wie es auf der anderen Seite der Erde aussieht.
    Freue mich auf die Fortsetzung.
    Liebe Grüße, Mama

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  4. Hallo Nina,
    schön geschrieben und tolle Fotos! Ich komme hier vor Neid fast um und liege mit ner fiesen Erkältung im Bett und wünscht ich könnte jetzt auch solche Abenteuer erleben wie Du. Mehr davon!
    Resi

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  5. Hey kranke Resa! Gute Besserung! Vielleicht helfen ja die neuen Fotos und Erlebnisberichte...
    Liebe Gruesse ans Krankenbett!

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  6. ... super ist auch ein Presseausweis. Mit dem hab ich mich schon durch einige Museen geschnorrt. :-)
    sonnige Gruesse aus SF
    Andrea

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