Sonntag, 31. Oktober 2010

Great Barrier Island

Um 5 Uhr morgens holt uns das Taxi beim Hostel ab. Um diese Zeit fahren noch keine Busse runter zum Hafen. Wir werfen unsere Rucksaecke und eine grosse Tasche mit Lebensmittelvorraeten in den Kofferraum. Auf der Insel wird alles noch teurer sein als ohnehin schon. Unser Fahrer spricht nur gebrochenes Englisch und kann mit dem Wort "Harbour" nichts anfangen. Nach einigen fehlgeschlagenen Erklaerungsversuchen werden wir nervoes und holen unseren Stadtplan raus. Mit viel Glueck kommen wir tatsaechlich eine halbe Stunde spaeter am Faehrhafen an. Der Fahrer wirkt fast beleidigt, dass wir ihm nicht mehr zugetraut haben.
Unser Plausch mit den drei anderen Passagieren wird von einer Lautsprecherdruchsage unterbrochen. Wir sollen uns alle auf der Backbordseite versammeln. Eine Rettungsuebung? Nein. Viel spannender. Zuerst sehen wir eine Fontaene. Dann eine grosse Flosse. Whalewatching for free - wir freuen uns ein Loch in den Bauch.
Jeannette und ich auf der Faehre


Walfontaene

Nach viereinhalb Stunden erreichen wir die Anlegestelle. Wir haben auf ein Infocenter gehofft, weigstens eine Bushaltstelle. Nichts. "No busses today", ruft uns der Kapitaen nach. Dafuer organisiert er unsere erste Mitfahrgelegenheit. Dave laedt unser Gepaeck auf die Ladeflaeche seines Pickups und setzt uns vor dem Medlands Beach Backpackers ab. An einer kleinen Bucht auf dem Weg dorthin macht er einen kleinen Stopp. Ganz nah am Strand tummeln sich Delphine. Wir sind entzueckt und voellig sprachlos. 


Gluecklich nach Wal- und Delphinsichtung
Im Hostel wohnt ausser uns nur noch ein anderer Inselbesucher: Graham. Unsere "Gasteltern" Robin und Malcom zeigen uns den Hof: ein paar Huehner, ein kleines Gemuesebeet, Regenwassertank und Solarpanelen. Der Strand ist fast direkt vor der Haustuer. Und das beste: wir haben ihn nur fuer uns.
Am Hausstrand

Neuseeland 2010

natuerlicher Pool mit Meerblick

Pool und endloser Sandstrand

Doesen am Strand

Am naechsten Tag sind wir gewungen, das erste Mal zu "hitchhiken", also per Anhalter zu fahren. Auch heute fahren Busse nur auf Bestellung. Auf dem Hinweg zu dem Ausgangspunkt fuer eine Tageswanderung fahren wir in drei Etappen. Jedes Mal ist der rausgestreckte Daumen ein bisschen weniger angespannt. Da auf der Insel nur etwa 700 Leute wohnen, kuemmert sich jeder um jeden - sogar um die Backpacker. 
im Truck auf dem Weg zum Track

Der Palmers Track fuehrt uns vom "Windy Canyon" rauf zum Gipfel des Mt. Hobson (621m). Wir haben Glueck mit dem Wetter: Sonne und tolle Aussichten! Am Wegesrand stehen immer wieder Schilder vom Department of Consideration (DOC), die vor unsicheren Wegen bei Regen warnen.
Auf den Gipfel tragen wir uns ins Logbuch ein. Die letzen Wanderer waren drei Tage vor uns hier. Die Aussicht ist - natuerlich - phantastisch. In weiter Ferne kann man das Festland mit Aucklands Kueste erkennen (88 km suedwestlich von der Insel). Nach einer kurzen Rast geht es weiter. Ein Stueck weiter entdecken wir am Hang zwei Maenner, die seit vier Wochen an einer neuen DOC-Huette werkeln. Alle Materialien werden mit dem Helikopter hier raufgebracht. Wasser kommt aus Tanks. Eine gute Gelegenheit, unsere leeren Trinkflaschen aufzufuellen. Jetzt geht es nur noch bergab, teils durch sumpfiges, teils durch wuestenartiges Gebiet. Dann stehen wir ploetzlich wieder mitten im Regenwald. Nach gut fuenf Stunden erreichen wir die "Hot Springs", man kann die heissen Quellen schon von weitem riechen. Die Badewannentemperatur lockert unsere angespannten Muskeln. Auf dem Rueckweg ist nur noch "Easy Walking" und wieder "Hitchhiking" angesagt.

Hoehenluft geniessen

und die Aussicht

auf dem Weg zum Gipfel ueber Stock und Stein

geschafft!

auf dem Weg zu den heissen Quellen

da!
Malcom begruesst uns mit der Frage, ob wir Muscheln moegen. Wir moegen. Bewaffnet mit einem Eimer wagen wir uns bei Ebbe an den Felsen auf unseren "Hausstrand". Wir spielen Muschelsucher. Sehr Rosamunde-Pilcher-like. Die gruen-schwarzen Miesmuscheln lassen sich ganz einfach vom Stein "pfluecken". Dazu gibt es fangfrischen Lemonfisch. Wir speisen wie Gott in Frankreich.

Muscheln am Fels

und auf dem Teller. Lecker!

Am naechsten Tag fahren wir mit Graham und seinem Mietwagen ueber die Insel. Das erste Mal nehmen wir aktiv am Linksverkehr teil. Wie ein Fahrlehrer mahnt er uns zwischendurch, nicht zu nah am linken (!) Strassenrand zu fahren. Dort geht es steil runter, wir sind auf der Kuestenstrasse unterwegs. Zwischen Blinkersuchen und mit-Links-Schalten geniessen wir die schoenen Aussichten auf einsame Sandstraende. Bei der Awana-Bay versuchen wir uns im Boogieboaren (liegendes Surfen). Todesmutig werfe ich mich aufs Board und paddele raus aus der Brandung. Ploetzlich befaellt mich Panik: Wie komme ich wieder zurueck? Die Wellen sind wirklich hoch. Schliesslich schaffe ich es durch wildes mit-den-Armen-Rudern, eine gute Welle zu erwischen. Das macht richtig Spass! Jetzt habe ich den Dreh raus. Trotzdem druecken mich die Wellen zwei Mal erbarmungslos so weit runter, dass ich sogar das an meinen Handgelenk befestigte Board verliere. Wie ein Stueck Treibholz werde ich an den Strand gespuehlt.

hohe Wellen erfordern viel Konzentration

Boogieboarding
  Samstag Abend wird im Sportsclub Halloween und 20-jaehriges Bestehen gefeiert. Die Insel ist im Partyfieber. Mit viel Motivation und wenig Zutaten wollen Jeannette und ich unseren Beitrag zum "Bring-your-own-Buffet" leisten. Trotz guter Rezeptidee gehen unsere Bananen-Marmeladen- und Apfel-Thymian-Pfannkuchen grandios in die Hose. Der Teig aus der Flasche schmeckt nur nach Backpulver und die Pfannen aus der Hostelkueche moechten unsere Pancakes nicht wieder hergeben. Nach drei Versuchen geben wir uns geschlagen. Man muss wissen, wann man eine Schlacht verloren hat.

Im Sportsclub bestellen wir ein Pint von dem hiesigen (sehr waessrigen) Bier und probieren uns durch die verschiedenen Gerichte. Eine extra aus Auckland gebuchte Band spielt neuseelaendischen Rock. Die Insulaner stuermen augenblicklich die Tanzflaeche. Ich bestaune die enge Zusammengehoerigkeit der Alt-Hippie-Gesellschaft und deren Gastfreundlichkeit. Die Miniburger schmecken wunderbar nach "Irgendwo in Iowa".

Der Abschied von der Insel fuehlt sich komisch an: wie der Abschied von einer fernen Welt, nicht fremd, einfach nur sehr weit weg. Auckland begruesst uns fuenf Stunden spaeter mit einem tollen Sonnenuntergang, so als wolle es sagen "Hey, ich hab auch was zu bieten!"

5 Kommentare:

  1. hallo meine liebe,
    ich warte immer ganz sehnsüchtig auf deine berichte, so spannend und schön zu lesen. die fotos sehen super aus, du hast ja schon richtig farbe bekommen.
    du fehlst mir!

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  2. Du fehlst mir auch, meine liebe Isi!

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  3. moin moin und servus liebe nina,

    mann, du hast echt schon einiges erlebt in deiner kurzen zeit dort. bin ein bisschen neidisch. damit ich keinen von deinen tollen beiträgen verpasse, hat es dein blog jetzt sogar in meine bookmark-leiste geschafft :-)
    ich wünsch dir eine tolle nächste woche mit netten leuten!!

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  4. Haben Deinen Bericht mit Spannung erwartet und mit Freude (und leichtem Schaudern) gelesen: die Sache mit dem Surfen....!
    Wir hoffen, das du auf deiner nächsten Etappe weniger Wasser schlucken mußt.
    Weiter viel Spaß, deine Eltern

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  5. WOW, Nina, GROSSARTIG!!!! :)
    Richtig richtig schön. Weiterhin so ne wunderbare Zeit!!!

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