Mittwoch, 9. Februar 2011

Mobilitaetspaket

An einem meiner letzten Tage in Taupo habe ich (eine potentielle Autokaeuferin) mich mit Adam (einem potentiellen Autoverkaeufer) verabredet. Hoert sich nach zwei passenden Gegenstuecken an, jetzt muss nur noch das Verbindungsteil, ein 1999er Hyundai Accent, seinen Charme spielen lassen. Als ich nach schier endloser Sucherei in der bruetenden Mittagshitze endlich die Hausnummer 151 (de facto Hausnummer 51, erste Parzelle) gefunden habe, sehe ich das Objekt der Begierde bereits in der Einfahrt stehen. Adam, ein echter Baer von einem Kerl, reicht mir schuechtern die Hand und murmelt ueberfluessigerweise "Yeah, that's the car." "Ah, that one?", erwidere ich ebenfalls ueberfluessigerweise. Adam und ich, wir sind naemlich beide ein bisschen nervoes.
Ich darf sofort auf den Fahrersitz huepfen (denk dran, Nina, rechte Seite!) - Adam mag es nicht, lange um den heissen Brei herum zu reden, er ist ein typischer Neuseelaender, ein Mann der Tat. Behutsam manoevriere ich den Wagen durch den Kleinstadtverkehr zum Hostel, wobei ich versuche, gleichzeitig auf Fahrtuechtigkeit, Bremsverhalten und Motorgeraeusche sowie die seltsamen neuseelaendischen Vorfahrtsregeln zu achten (rechts vor links, trotz Linksverkehr).
Tikichef Darren hat mir versprochen, ein Auge auf das Auge zu werfen und nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Er wirft sich auf den Boden, robbt um das Auto rum, prueft Oelstand (per Augenschein und Geruch!), Reifenprofil, Motor und Ersatzreifen (gute Idee...). Um nicht voellig tatenlos daneben zu stehen, schaue ich mir die Wischerblaetter an, teste die Klimaanlage und das Radio - muss ja auch alles funktionieren, ne? Adam merkt, dass ihm mit Darren ein ernstzunehmender Verhandlungspartner gegenuebersteht und bietet an, am kommenden Werktag die WOF (Warrent of Fitness, entspricht dem deutschen TUEV) und alles dafuer Noetige zu besorgen (und zu bezahlen). Gegebenenfalls will er sogar noch mit dem Preis runtergehen. Ich versuche, nicht allzu offensichtlich zu zeigen, dass ich mich schon jetzt in das Auto verliebt habe und hoffe im Stillen auf ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk.

Abends lerne ich beim Pfannkuchenbacken (und -teilen) "Sun" aus Nepal kennen. Ein sehr netter Sonnenanbeter, der froh ueber die "erste richtige Mahlzeit seit zwei Tagen" ist. Zusammen mit Lucy und unseren zwei neuen Zimmermaedchen aus Frankreich gegen wir aus. Es ist immernoch furchtbar schwuel. Sun und ich ueberlegen uns jeden Tanzschritt zwei Mal, um nicht noch mehr als ohnehin schon ins Schwitzen zu kommen. Gegen zwei Uhr werde ich unheimlich muede und will nach Hause. Auf dem Weg kauft uns Sun Tankstellenpies und Cookies. Im TV-Raum mampfen wir die mirkowellenwarmen Koestlichkeiten. Nach und nach trudeln die anderen Heimkehrer (Victor aus Frankreich, Jani aus Finnland und Alexander aus Suedafrika) ein. Wir fuehren eine bizarre, aber sehr amuesante Unterhaltung ueber orthopaedische Fussprobleme, bis wir um vier Uhr entscheiden, dass es nun wirklich Zeit fuers Bett wird.

Zwei Tage spaeter meldet sich Adam - er hat die Garantie fuer die naechsten sechs Automonate bekommen und will sich mit mir zum "Change of ownership" (zum Verkauf) treffen. Wir einigen uns auf 1350$, 150$ unter dem Erstangebot. Ich ziehe das Geld am Automaten, weil die Schlange in der Bank bis auf den Gehweg hinausreicht und ich ein wenig spaet dran bin. Die Maschine spuckt die gesamte Summe in 20$-Scheinen aus. Mit dem dicken gruenen Geldbuendel an Dollarnoten hetze ich zum AA Shop, dem neuseelaendischen ADAC, der Autokaeufe abwickelt. Adam ist schon vor Ort, hat sich seine Mittagspause frei gehalten, um die Sache unter Dach und Fach zu bringen. Auf dem einzeitigen Formular muss ich lediglich meine Identifaktionsdaten angeben (nein, der INTERNATIONALE Fuehrerschein wird nicht akzeptiert, nur der Reisepass) und unterschreiben. Als Bestaetigung fuer den erfolgten Eigentuemerwechsel bekomme ich von Adam die Schluessel und von der Dame hinterm Schalter einen Minischnipsel Papier in die Hand gedrueckt. Das war's. Ich bin stolze Besitzerin eines neuseelaendischen Mobilitaetspakets. Wunderbar! Jetzt brauche ich nur noch einen Versicherung. Beim AA faellt mir die Kinnlade runter, als die Dame fuer sechs Monate eine Summe von 680$ ausrechnet. Atemlos bitte ich um Bedenkzeit und kontaktiere alle moeglichen Versicherungsanbieter. Schlussendlich zahle ich fuer das gleiche Paket (Third Party) 180$.
Am nachsten Tag wechselt mir Mitbewohner und Adoptivbruder Mike noch einen Reifen, bei dem das Profil nicht mehr tief genug ist. Ich schaue ganz genau zu, nur fuer den Fall, dass... Nach zehn Minuten ist die Sache geritzt, ich bin begeistert. Obwohl ich auf den Tag meiner Abreise hingefiebert habe und mich riesig darauf freue, endlich wieder zu reisen, fuehlt es sich dann doch komisch nach, nach zweieinhalb Monaten Taupo zu verlassen. "Nix da, Nina, jetzt bloss keine kalten Fuesse kriegen", blaeue ich mir ein, "keine Ausreden!". Meinen letzten Arbeitstag habe ich bereits hinter mich gebracht, alle Umtaeusche bzw. Reperaturen  (Armbanduhr, Handy) abgewickelt und mich von Ruth, Lucy, Mike, Elliot, Jason, meinen Kollegen und Herbergseltern verabschiedet. Auf mich warten die Ostkueste der Nordinsel, viele neue Bekanntschaften und ein voellig neues Freiheitsgefuehl. Ich kann fahren, wohin ich will; anhalten, wann immer ich will und mitnehmen, wen ich will. Das wird toll! Tschuess, Taupo, mach's gut!


Abschiedsdrink mit Lucy

Abschiedsumarmung von Mike

Abschiedsgrinsen mit Ruth


Miiiiiiike! Mach das bloss richtig!
 
erdbeerduftender Wegbegleiter (Geburtstagsgeschenk von Lucy und Ruth)
 
Liebe auf den ersten Blick
 
los geht's!



3 Kommentare:

  1. Hey, schick!!!! Und so günstig... Gute Reise!!!

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  2. Juhu, der Roadtrip auf eigene Faust kann beginnen! Das nenn ich mal ein Geburtstagsgeschenk. Jetzt bloß nicht verfahren... Karte lesen und Linksverkehr erscheint mir nämlich keine gute Kombi :-)

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  3. Hey Nina! Das Autochen steht dir gut!! Auch wenn du auf der falschen Seite sitzt. Also los: laß dir bei deinen nächsten Touren den Fahrtwind um die Nase wehen. Allzeit gute Fahrt! Deine Eltern

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