Mittwoch, 11. Mai 2011

Milford Sound

Obwohl es morgens in Manapouri verdammt nebelig aussieht, fahren Ruth und ich ueber Te Anau (wo wir dem DOC-Infocenter einen Besuch abstatten und hoffnungsvoll nach den Wetteraussichten fragen) zum beruehmt-beruechtigten Milford Sound - eines der wohl meist verwendeten Postkartenmotive fuer Neuseeland.

Entennebel

da ist sie ja, die Sonne!

Auf dem Weg passieren wir die buchstaeblich spiegelglatten Mirror Lakes, auf denen unsere Steinchen dankbarerweise doppelt so oft huepfen, den Homer Tunnel - ein sehr betagtes Schaetzchen, das sich fuer Schnickschnack wie Fahrbahnmarkierung, Notausgaenge oder durchgehende Beleuchtung zu schade ist - und "The Chasm". Hier bilden vom Flusswasser weich und glaenzend gespuelte Felsbloecke eine raue Landschaft (inklusive dem fast schon obligatorischem Wasserfall).
Unser Hostel, die Milford Sound Lodge (wie originell...), ist die einzige Backpackerunterkunft in der Fjordlandschaft. Zum Glueck ist das zwar am Preis (27$, uiuiui), dafuer aber nicht etwa an fehlendem Komfort oder mangelhafter Ausstattung spuerbar. Ruth und ich backen in der riesigen Edelstahljugendherbergskueche Pizza und laufen zusammen mit dem Franzosen Lotfi und dem Araber "Adaby" durch die Dunkelheit, um bei den Felsen an der Einfahrt Gluehwuermchen aufzuschrecken.

vor der Invasion der Sandflies

und waehrenddessen

verkehrte Welt

zwei Mal en detail

Ist das fair? Alles, was Ruth wegwirft,...
... muss ich wieder aufsammeln!

Tunnel, wo?

Ach da, das, was so schlecht beleuchtet ist...

Vorsicht, Ruth, Rutschgefahr bei "The Chasm"

weicher Wasserfall

Trotz vielversprechender Vorhersage ist am naechsten Morgen das Wetter nicht gerade atemberaubend. Ruth und ich haben uns von dem schottischen Tourenveranstalter Douglas bezirzen lassen und einen Bootstrip durch die Fjordlandschaft gebucht. Trotz tiefhaengendem Nebel koennen wir Mitre Peak, den knapp 1700 Meter hohen Bischofshut, eindeutig identifizieren. Joa, nett, ne? Aber die Postkartenmotive sind dann doch noch mal ne Nummer sketakulaerer...
Als das Boot, auf dem sich jetzt, in der "Wintersaison" (seit 1. Mai) gerade mal 20 Leute tummeln (im Gegensatz zu ein paar hundert im Sommer), leise in den Fjord hinausgleitet, kann ich dennoch bereits behaupten, dass sich der Trip gelohnt hat. Vom Wasser aus habe ich einen vollkommen anderen Eindruck als vom Land. Majaestaetisch erheben sich steile Klippen direkt aus dem ruhigen, unheimlich dunklen Wasser. Ruth und ich kommen uns - trotz Poleposition auf dem Oberdeck - ganz klein vor. Um ganz hinauf zu den Spitzen der bewachsenen Berghaenge zu blicken, muss ich meinen Kopf weit in den Nacken legen. Knapp oberhalb der Wasseroberflaeche kann man erkennen, wie sich die Baumwurzeln in den Stein an den Haengen gegraben haben, waehrend knapp unter der Wasseroberflaeche orange-braune Seesterne am Fels kleben. Ein Stueckchen weiter entdecken wir eine Baumlawine, die in die Tiefe gerollt ist. Der Hang sieht hier ganz nackt und kahl aus. Von einem grossen Felsbrochen aus schaut eine Robbe ihren Freunden beim Planschen zu. Dann steuert das Boot einen 160 Meter hohen Wasserfall an und wir bekommen eine Dusche aus Spruehregen verpasst. Brrr, jetzt wird's mir zu kalt an Deck. Drinnen lehne ich mich an den Heizluefter und beobachte die Sandflies, die sich auf die Scheibe setzen. Ihr blutsaugenden Biester, haut ab!

Mitre Peak bei Ebbe und bewoelktem Himmel


Mitre Peak bei Flut und Sonnenschein

Tickets gut festhalten, Ruth!

Fjordlandschaft


kleine Ausgabe eines Wasserfalls



Mannomann, ist das aufregend!


von sanft ins Wasser gleiten kann hier wohl keine Rede sein

Seesterne, gaaaanz viele!

Faulpelz

Entertainment

Fjord, Busch, Berge und Gletscher so dicht beieinander

Sprenkleranlage

wir haben doch schon geduscht...

kleiner Plagegeist

Als unser Boot wieder beim Terminal anlegt, verabschieden wir uns von Guide Nick und Mitre Peak und fahren die 119 Kilometer zurueck nach Te Anau ohne groessere Stopps. Trotz verheissungsvoller Wandertafeln am Wegesrand bin ich heute nicht wirklich in Laufstimmung und Ruth waehlt - wenn's eine Alternative gibt - sowieso immer die faule Variante. 
Gerade, als wir unsere Rucksaecke aus dem Kofferraum wuchten und ins Hostel einchecken wollen, parkt neben uns ein dunkelblauer, etwas verrosteter Kombi. Den kenn' ich doch... Am Steuer sitzt ein blondes Maedchen mit Pferdeschwanz, das erst verdutzt, dann freudig strahlend in meine Richtung schaut. Ach herrje, es ist Ramona, meine "Lieblingsbekanntschaft" aus meiner Wwoofingzeit am Lake Tarawera. 
Ich tackere meine Mundwinkel nach oben, hoere mich selbst sagen, wie schoen es ist, sich hier wiederzutreffen. "Ach nee, was fuer ein Zufall", schnalze ich. Natuerlich komme ich (und ebensowenig Ruth) nicht drumherum, mir Ramonas komplette Reisegeschichte bis ins letzte Detail anzuhoeren. Wie ich erfahre, hatte sie auch mit anderen Arbeitgebern ihre Problemchen - oder eher die mit ihr. Als Ruth und ich uns gerade in die Kueche verkruemeln wollen, ruft Ramona ganz entzueckt: "Ach, ihr wollt kochen? Super, dann koennen wir ja zusammen essen!" Oh je, das kann ja ein spassiger Abend werden. "Wie schade, dass ihr morgen in eine andere Richtung weiterfahrt, sonst haetten wir ja auch gemeinsam was unternehmen koennen..." Ja, echt, total schade, liebe Ramona...

Te Anau, welch friedliches Oertchen - waere da nicht...

3 Kommentare:

  1. Hey ho und auch einen Gruß an die Ruth,

    das Wetter war doch super. So schön und bei Flut haben wir den Mitre Peak nicht sehen können. Wirst ja noch zur Wettergöttin.

    Bei uns hat es geschifft wie blöd, da konnten auch die doofen Delphine nichts dran ändern. Habt ihr Pinguine gesehen/ gehört/ mit dem Schiff überfahren?

    Gruß aus Schitzi-Hamburg, O

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  2. Ich meine natürlich SchWitz HH. War schön warm die letzten Tage (Das andere Wort ergibt ja auch gar keinen Sinn)

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  3. Heyho "O",
    nee, Delphine oder Pinguine haben wir hier leider nicht gesehen. Der einzige Pinguin, den ich bisher vor die Linse bekommen habe, war mausetot- kein schoener Anblick! Waere aber 'ne gute Schlagzeile: "Touriboot rammt Pinguin im Milford Sound. Ein Todesopfer, dreihundert geschockte Fjordbesucher."
    Gruss aus dem Frosty-Fjordland, N

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