Montag, 2. Mai 2011

von Omarama nach Oaramu

Nachdem Ruth, Ptarick und ich eine Nacht in dem zehn-Bett-Schlafraum im Bauernhaus im Omarama vebracht haben, bleiben wir ein wenig laenger unter den Steppdecken liegen als gewoehnlich. Um zehn Uhr sind wir die letzten "Auschecker"; wir wollen es heute ruhig angehen lassen. Ziemlich unruhig ist die Fahrt ueber die Schlaglochpiste zu den Clay Cliffs - ein echter Geheimtipp, der selbst im zentimeterdicken Reisefuehrer nur am Rande bemerkt wird. Die ueber fuenf Millionen alten, durch Erosion geformten Felsen sind ganz schoen gewaltig, sehr steil und sehr geroellig. Auf den losen Steinchen findet man kaum Halt. Dennoch macht das Klettern in den Schluchten enorm Spass und ist selbst fuer den erfahrenen Patrick eine Herausforderung.
Auf der weiteren Fahrt machen wir einen kleinen Umweg um den Aviemore Lake herum, einen milchig blauen Gletschersee, gesaeumt mit wunderschoen leuchtenden Laubbaeumen.











Unser letzter Routenpunkt sind die "Elephant Rocks" auf einer Schafweide bei Ngatara: ein phantastischer Kinderspielplatz. Auf den glatten Oberflaechen der durch Wind und Regen geformten Kalksteinfelsen laesst es sich prima herumturnen. Genau das Richtige fuer unsere von der langen Autofahrt mueden Geister.  Nach einer ausgedehnten Kletterstunde auf Elefanten-, Baeren- und Kamelruecken legen wir zuegig die letzten Kilometer bis Oaramu zurueck (Vorschlaege zur korrekten Aussprache sind herzlich willkommen!).






 



Unser Hostel ist gleichzeitig ein Musikstudio und eine Gallerie. Ueberall liegen Instrumente rum, (ich greife mir sofort eine der Gitarren und wiederhole die von Patrick gelernten Noten und Akkorde) und jeder Quadratzentimeter Wand ist mit einem anderen farbenfrohen Gemaelde zugepflastert. Obwohl Oaramu als DIE Pinguinhauptstadt Neuseelands gehandhabt wird, koennen wir leider nicht mehr als einen winzigen watschelnden Fracktraeger ganz ganz klein in der Ferne und eine bewegungslose (tote?) Robbe am Strand entdecken. Dafuer bewundern wir den tollen Abendhimmel, der heute in violett, flieder, orange und gelb leuchtet. Mich spricht besonders der Kontrast zwischen dem kitschig bunten Sonnenuntergang und dem historischen Fabrikcharme des Hafens an.





Am naechsten Tag schauen wir uns die zahlreichen Gallerien und Nippeslaeden in diesem "Historic district" genauer an. Waehrend Ruth und Patrick mit jeder neuen Besichtigung spuerbar gelangweilter werden, gerate ich ins Schwaermen. Ich koennte Stunden damit verbringen, durch die Kuenstlerwerkstaetten zu schlendern, Gemaelde, Skulpturen und Raeumlichkeiten wie das riesengrosse Loft mit den freiliegenden Holzbalken und der tollen Aussicht auf den Hafen zu bewundern.  





Da ich die Geduld meiner Reisepartner nicht ueberstrapazieren will, reisse ich mich dennoch los und will eine Runde Muffins aus der Baeckerei spendieren. In Gedanken sind wir alle wohl schon bei lauwarmen Backwaren und heissen Getraenken, als wir die Autotueren verriegeln und zuschlagen - und dabei leider den Schluessel im Zuendschloss vergessen. Zugegeben, meine Schusseligkeit wiegt dabei am schwersten. Einen bewegungslosen Moment lang weiss ich absolut nicht, wie wir aus diesem Schlamassel wieder rauskommen sollen. Dann faellt mir ein, dass ich beim Autokauf auch eine Mitgliedschaft beim AA, dem neuseelaendischen Automobilclub, abgeschlossen habe. Ein Anruf genuegt, schon eilt Hilfe herbei. Ich kann es kaum glauben, als nach drei Minuten bereits ein gelbbedrucktes Auto anrollt und der freundliche Herr im legeren Mechanikerdress innerhalb von weniger als 60 Sekunden ein aufblasbares Kissen in die Beifahrertuer klemmt, dann einen Platzhalter aus stabilem Plastik reinsteckt und schliesslich mit einem langen Draht und etwas Geschick den Knopf hochzieht. So knackt man also ein Auto. Mr. AA hat dafuer noch nicht mal seinen Motor ausgestellt. Begeistert von diesem souveraenen gelben Engel und der Highspeedrettungsaktion schmeissen wir unseren Motor an und lassen Oaramu hinter uns.

1 Kommentar:

  1. Na das war ja wieder eine Aktion! Du willst wohl alles mal testen, sogar den neuseeländischen ADAC!

    Seid ihr wenigstens noch zu eurem Muffin samt Heißgetränk gekommen? Deine Mama

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.