Montag, 20. Juni 2011

Hoppe, hoppe, Reiter!

Als echter "Hoppe, hoppe, Reiter"-Experte durch zahlreiche Uebungsstunden mit dem fuenfjaehrigen Sammy auf meinen Knien finde ich, dass es Zeit fuer eine echten Ausritt wird. Zur Belohnung fuer unser zweiwoechiges Management der Kinloch Lodge und als "Abschiedsgeschenk" fuer Maria, die uns bald verlassen wird, buche ich ueber "High Country Horses" einen echten dreistuendigen Trip fuer die drei Kinloch Girls. Da Debbie, Maria und ich als Mitarbeiter der Jugendherberge als potentielle Werbetrommelruehrer gehandelt werden, kostet uns das NICHTS! Das laesst man sich gefallen...
Nach langer Zeit muss ich mal wieder "frueh" (7.30 Uhr) aufstehen. Das faellt im neuseelaendischen Winter, wenn es draussen noch daemmrig und ungemuetlich ist, genauso schwer wie im deutschen. Die Vorfreude auf unseren Trip laesst mich jedoch nach sechsmaligen Druecken der Schlummertaste auf dem Bett unter die Dusche huepfen.
Auf dem High Country Hof warten bereits drei gesattelte Hengste, zwei Mitreiter und die Gruppenfuehrerin namens Jo auf uns. Ich bekomme den dunkelbraunen Wallach Sparkie zugewiesen - ein galant langbeiniges  Tier. Trotz dicker Fliesjacke und zwei Paar Strumpfhosen bibbere ich im Takt dessen Schrittbewegung. Im Rees Valley pfeift uns der Winterwind um die Nasen/Nuestern und laesst uns zittern. 






Nur widerwillig durchquert mein Ross den Fluss mit der starken Stroemung und dem frostigen Ufergras. Immerhin hilft gutes Zureden dieses Mal deutlich besser als bei meiner letzten Reiterfahrung mit Siggi auf der Coromandel Halbinsel vor einigen Monaten: Zoegerlich setzt sich Spakie in Bewegung und traegt mich sicher durch die milchiggrauen Stromschnellen. Als wir es mit einem leichten Trab versuchen, fuehle ich mich - dank der richtigen Hoppe, hoppe, Reiter-Technik - sicher und hoehenangstfrei. 





Maria darf aufgrund ihrer jahrelangen Reiterfahrung sogar in den Galopp wechseln, was ihre finnischblauen Augen freudig strahlen und mich neidisch hinterherblicken laesst. Ich will auch! Debbie und mir bleibt jedoch bis zuletzt nur die holprigere Anfaenger-Gangart, was getreu dem Motto "Sicherheit geht vor" ja im Grunde genau richtig ist. Zudem kann ich durch das langsame Tempo viel besser die atemberaubenden Herr-der-Ringe-Filmkulissen von meiner erhoehten Aussichtsplattform geniessen. Zum Abschied duerfen wir sogar mit dem 26 Jahre alten Filmstar aus der Schlacht bei Isengard posieren - der erste Vierbeiner auf meiner Promiliste!




Am naechsten Tag ist der Zeitpunkt Marias Abreise gekommen. Waehrend ich meine Zimmergenossin und Lieblingsfinnin zum Abschied umarme, kann ich ein Traenchen nicht zurueckhalten. Verschaemt wische ich mir ueber die Augen und scharre mit der Schuhspitze auf den Steinchen der Einfahrt. Als ich wieder hoch blicke, sitzt Maria bereits im Van und laesst den Kies unter den Reifen knirschen. Irgendwie fuehlt sich das nach dem Anfang vom Ende an. Schliesslich haben wir gemeinsam vor sechs Wochen in Kinloch angefangen und mir bleiben nicht mehr als ein paar Wochen, bevor ich Neuseeland verlassen werde. Neben der emotionalen Verarbeitung aller Eindruecke muss ich mich daher auch mit einigem Organisatorischen auseinandersetzen: Steuern zurueck beantragen, Auto verkaufen, Kurse fuer mein naechstes Unisemester belegen (aaarrrgggh!). Dass ich Reithelm, Gitarre und Backpack bald gegen Kugelschreiber, Word-Dokumente und Buechereiausweis eintauschen soll, kann ich mir noch absolut nicht vorstellen. Aber wer weiss, was von meinen Reiseabenteuern neben schoenen Erinnerungen und Fotos uebrigbleibt - zumindest die neuseelaendische Version von "Hoppe, hoppe, Reiter".

1 Kommentar:

  1. Auf einigen Bildern wirkt es ziemlich kalt ... Komm zurück nach Deutschland ... Wir haben heute Sommeranfang!

    ~☼♪♫~☼♪♫~☼♪♫~☼♪♫~☼♪♫

    aber ehrlich gesagt regnets hier

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