Bevor ich Kinloch verlasse, will ich - auf den letzten Druecker - unbedingt noch ein Stueck auf dem bekannten Routeburn-Track laufen, wegen dem ich vorangig hierher gekommen bin. Ueberraschenderweise will mich die sonst nicht so wanderlustige Debbie begleiten. Wie schoen, ich freue mich ueber die Gesellschaft - und ueber die Leidensgenossin, die mit mir um sieben Uhr aufsteht. Die Scheinwerfer meines Autos arbeiten sich durch den dicken Morgennebel bis zum Ausgangspunkt des Tracks. Auf dem Parkplatz stehen drei weitere Autos - richtig was los hier!
Direkt zu Beginn geht es ueber eine schwingende Seilbruecke, vorbei an grossen Moosflaechen und durch ausgetrocknete Flussbetten. Nach dem ersten steileren Aufstief muss sich Debbie hinknien, um eine neue Schleife in ihre losen Schnuersenkel zu binden. Ein kleiner Piepmatz, rund wie ein Tischtennisball, beobachtet sie neugierig aus naechster Naehe. "Debbie, don't move, there's a bird", fluestere ich aufgeregt. Natuerlich ist Debbie so fasziniert von ihrer Na(h)turbekanntschaft, dass unser kleiner Freund Lampenfieber bekommt und hinter dem Vorhang aus herunterhaengenden Farnen verschwindet. Immer noch ein wenig aufgekratzt sinnieren Debbie und ich ueber ein passendes Sprichwort ("Take your time to tie your shoe and the wildlife will come to you") und biegen kichernd um die naechste Ecke, wo sich das naechste Highlight verbirgt: ein kaskadenartiger Wasserfall, der die umliegenden Felsen weich und glatt gewaschen hat. Ganz schoen rutschig, diese grauen Fussabtreter.
![]() |
man beachte die Regentropfen auf dem Objektiv |
![]() |
gut gefruehstueckt? |
![]() |
festhalten, Nina! |
![]() |
wackelige Swingbridge |
![]() |
Debbie und ihr neuer Freund, der Tischtennisball |
![]() |
Boooeeeeeerd |
![]() |
pinker Farbklecks |
Die ganze Zeit ueber laufen wir an einem aquafarbenen Strom entlang, der sich seinen Weg durch grosse Felsbloecke und kiesige Flussbetten sucht. Das Wasser ist so unglaublich klar, dass ich es direkt aus der hohlen Hand trinken kann.
![]() |
Erfrischung gefaellig? |
Nach zweieinhalb Stunden erreichen wir endlich die Flats Hut, wo wir auf der Picknickbank im Freien unser Lunchpaket pluendern. Genau zum richtigen Zeitpunkt kommt die Sonne raus und waermt unsere klammen Ruecken. Dennoch wird es im Sitzen irgendwann so kalt, dass ich sogar meine Handschuhe und die Windjacke anziehen muss.
![]() |
der Nebel haengt auf halber Hoehe |
![]() |
Debbie freut sich: |
![]() |
endlich ist die Sonne da |
Da wir beide schon ziemlich erschoepft sind, entscheiden wir uns dazu, umzukehren. Auf dem Rueckweg machen wir einen Halt an dem Feld voller Eisblumen, die vor der Kulisse eines nebeligen Bergfusses die "Schneekoenigin" auffuehren.
Voellig durchgefroren von der Tour durch den schattig-feuchten Regenwald, erreichen Debbie und ich mit wackeligen Knien und roten Baeckchen anderthalb Stunden spaeter (auf dem Rueckweg geht's immer schneller) den Parkplatz. Scheinheilig lukt die Sonne hinter den Bergspitzen hervor. Na, dankeschoen, jetzt sind wir nicht mehr auf dich angewiesen - schliesslich koennen wir nun in den Spa-Pool huepfen und in eine Wolldecke eingekuschelt Fotos gucken.
![]() |
Naturbuehne mit Darstellerin Debbie |
![]() |
Eisblume |
![]()
An meinem Abreisetag goenne ich es mir, in Ruhe auszuschlafen und den Vormittag zu verbummeln. Heute werde ich sicher keinen Finger mehr krumm machen. Ausser natuerlich beim Gitarrespielen. Zum letzten Mal uebe ich das Wechseln der Akkorde, Anschlagetechniken und die rhythmische Begleitung der Lieder auf meiner Selbstlern-CD. Waehrend ich in der Backpackerlounge die Saiten schramme, kommt Toni vorbei, um sich zu verabschieden. Ausser "Danke" und "Alles Gute" faellt uns beiden nicht allzu viel Persoenliches zu sagen ein - irgendwie traurig, nachdem ich sieben Wochen in der Kinloch Lodge gearbeitet und gelebt habe. Von John, der zur Aufbauhilfe nach dem letzten Erdbeben in Christchurch gefahren ist, habe ich mich schon vor zwei Tagen verabschiedet. Auch er scheint daran gewoehnt zu sein, dass die Backpacker/Wwoofer kommen und gehen wie die Dunstwolken ueber dem Lake Wakatipu. James und Debbie hingegen merke ich an, wie Leid es ihnen tut, dass Richard und ich heute aufbrechen. "You are our favourite german girl! We'll miss you and your funny sayings..." Zum letzten Mal gebe ich den beiden eine Umarmung, streichele die Hunde Samson und Delilah und brause davon. Heute: keine Traenen.
In Queenstown checke ich mit Richard in das Absoluut (kein Tippfehler, wofuer steht jetzt das zweite 'u'?) Hostel ein (warum das so gute Online-Kritiken erhaelt, ist mir schleierhaft: teuer, kleine Kueche, kleine Zimmer). Auf der Promenade werden bereits eine Openair-Buehne und diverse Fressstaende fuer das "Winter Festival" am Wochenende aufgebaut. Und immer noch: nicht genug Schnee fuer die Skigebiete, um ihren Betrieb zu eroeffnen. Na, komm schon, Wintersonne: Jetzt musst du dich mal eine Entscheidung treffen - bleiben oder weiterziehen? Ich habe mich fuer letzteres entschieden.
![]() |
Begruessungsfeuerwerk in Queenstown |
Schöne Abschiedswanderung, liebe Nina, aber enttäuschende Abschiedsveranstaltung der Familie - reichlich unpersönlich!!
AntwortenLöschenViel Spaß in Queenstown - endlich Schnee - (Hier waren es heute über 30 Grad) - und paß gut auf dich auf, deine Mama