Mittwoch, 15. Dezember 2010

Das Leben ist kein Waschkonzernt

Direkt an meinem ersten Abend im neuen Zuhause nehmen mich meine Mitbewohner Jason (NZ), Lucy und Ruth (GB) mit auf eine Tour durch die oertlichen Pubs. Ich bin erfreut darueber, dass ich mir hier offensichtlich keine Sorge um teure Getraenke machen muss, da es "common sense" zu sein scheint, einen Drink (in der Regel zuckersuess und eher waessrig) spendiert zu bekommen. Die meisten Neuseelaender bestellen Longdrinks, selbst die Jungs. Bier, das trinkt man doch nur beim deutschen "Beerfest", oder (gemeint ist das Oktoberfest)?

bereit zum Ausgehen: Ruth und ich
 
Lucy und Jason in Action

Am naechsten Tag trete ich um zehn Uhr meinen ersten Dienst in der Tiki Lodge an. Ich ziehe ein paar Betten ab, raeume die Kueche auf, putze die Waschraeume und schon ist die Arbeit erledigt - das hat nicht mal anderthalb Stunden gedauert. Mit Musik auf den Ohren ein ziemlicher Klacks.
Dann mache ich mich auf den Weg zum "Warehouse" ("where everyone gets a bargain") und kaufe ein neues Handy, um fuer Arbeitgeber und meine neuen Bekanntschaften erreichbar zu sein. Die 60$ schmerzen mich dieses Mal nicht wirklich, da ich ja immerhin fuer die Uebernachtung nichts zahle.

Die Stadt ist voll von Sportlern, Fans und Organisatoren der an diesem Wochenende stattfindenden Bikechallenge. Das Rennen, das die Radfahrer 160 Kilometer um den Lake Taupo fuehrt, ist das groesste in Neuseeland. Die Sonne knallt, die Luft flimmert, die vorbeirasenden Biker keuchen. Etwa 10.000 Teilnehmer radeln um die Wette - der erste erreicht das Ziel nach unglaublichen dreieinhalb Stunden und stellt damit einen neuen Rekord auf.

Gruppen-Radler


Auch M(a)c Donald's ist am Start

im Ziel warten Fans, Konkurrenten und Masseure!

BMX-Rampe

Himmelsstuermer

Am Nachmittag schwatze ich mit zwei aelteren Damen und einem juengeren Herrn aus Auckland, die extra fuer das Rennnen nach Taupo gekommen sind. Immerhin geht mein Plan auf, in dem etwas teureren Hostel eher auf englischsprechende Reisende als auf deutsche Backpacker zu treffen und so meine Sprachkenntnisse ein wenig verbessern zu koennen.

Ein paar Tage spaeter erreicht mich die gute Nachricht auf meinem neuen Telefon: Ich habe einen Job!
Mein Probearbeitstag als "Kitchenhelp" im Taste Cafe beginnt um neun Uhr morgens. Dafuer muss ich meine taegliche Zimmermaedchenarbeit in der Lodge frueher beginnen. Die erste Herausforderung besteht nicht etwa in harter koerperlicher Betaetigung, sondern darin, die ganzen neuen englischen Begriffe zu verstehen und mir zu merken. Meine mentale Vokabelliste nach dem ersten Tag:

- Tasse = cup
- Untertasse = saucer
- Schuerze = apron
- Spuelbecken = sink
- Kiste/Korb = bin/basket
- Besteck = cutlery
- Trochentuch = tea towel
- Spuelmittel = washing liquid

Nach zweieinhalb Stunden, aufgeweichten Spuelhaenden und zumindest einer Schnibbelarbeit dann die Zusage: Ich darf bleiben. Der Inhaber Darren findet, dass ich einen guten Job mache. Das hoert man gern. Deutsche Gruendlichkeit scheint sich besonders im Ausland grosser Beliebtheit zu erfreuen. Die Aussicht auf einen serioesen Arbeitsvertrag, einen Stundenlohn von 13$ und ein paar Zerkwetschten und einen Dienstplan, der die Koordination mit meinem anderen Job erleichtert, stimmen mich zuversichtlich. Zudem sind meine Kollegen und Chefs sehr nett, fragen staendig, ob bei mir alles okay ist und achten darauf, dass ich regelmaessig eine Pause mache.

mein neuer Arbeitsplatz

Kuechenchefin Kathy

ein kleiner Gruss aus der Kueche

Abends gehe ich mich Lucy und Ruth ins Kino: Dieses Mal schauen wir "Social Network". Leider zeigt der Film ueber den Facebookgruender hauptsaechlich Diskussionen, Gerichtsverhandlungen und seeeehr schnell gesprochenen Dialoge. Juristenenglisch und PC-Sprache, schoen wieder ein neues Fachvokabular - das ist noch eine Nummer zu hoch fuer mich. Obwohl ich jeden Tag etwas Neues lerne, bin ich ein wenig niedergeschlagen, immer noch nicht auf einem sprachlichen "Wohlfuehllevel" angekommen zu sein...

2 Kommentare:

  1. Hi Nina,

    Glückwunsch zum neuen Job - das ging ja wirklich schnell, freu mich für Dich! Viel Spaß noch!

    Liebste Grüße, Nadine...

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  2. Hallo Nina! interessante neue Vokabeln, die du lernen mußt.Schön, das es mit einem Job geklappt hat und du nette Mitstreiter hast. Liebe Grüße, deine Mama

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