Mittwoch, 29. Dezember 2010

Weihnachten im Sommer

Ein zweites Wiedersehen mit einer "alten Bekannten": Leonie ist nach Taupo gekommen. Die ersten Versuche, von unseren Erlebnissen zu berichten, waeren ein gutes Beispiel fuer den absoluten Information-Overload. Es ist ja soooo viel passiert... Leonie geht es mit meinen Antworten auf ihre Fragen meistens nicht schnell genug, sodass ich es irgendwann aufgebe, eine struktutrierte Unterhaltung fuehren zu wollen. Als nach drei Stunden trotz Eis und einem kuehlen Drink die Kehlen trocken werden, laufen wir zum Hostel und nehmen ein Bad im Spa-Pool. Drei nette Englaender sorgen fuer Entertainment und bieten sich bereitwillig als naechste Interviewpartner fuer Leonie an.
Am naechsten Tag machen wir gemeinsam mit Lucy und Phil aus Taupo einen Ausflug. Mit dem Auto cruisen wir zur Arcacia-Bay. Wir wollen die zehn Meter hohen Schnitzereien im Fels, die Maori Carvings, sehen. Normalerweise kommt man dorthin nur mit einer gefuehrten Bootstour. Phil kennt einen anderen Weg. Wir schlagen uns durch Buesche und klettern ueber Felsen, bis es irgendwann wirklich nicht mehr weitergeht. Dann wagen wir uns ins (immernoch ziemlich kalte) Wasser. 300 Meter schwimmend zurueckzulegen mag sich einfach anhoeren - ist es aber nicht. Wir haben ordentlich zu kaempfen. Leonie mit ihren schlotternden Knien, Lucy mit der "Schwimmnudel" und Raucherlunge, Phil mit einer Krabbe, die er unterwegs aufgegabelt hat, und ich mit der Tauchmaske, die ich ehrgeizigerweise mitgenommen habe. Wir verweilen nur ein paar Minuten an der wunderschoen symmetrisch verzierten Felswand, schiessen ein kurzes "Erinnerungsbild" und kehren dann um.
Danach geht es zum Aufwaermen zu den heissen Quellen im Waikato River. Ein komisches Gefuehl, wenn einzelne Koeperteile ploetzlich sehr sehr warm werden, waehrend andere einer kalten Stroemung ausgesetzt sind. Nicht unbedingt mein Fall. Nach dem Wechselbad spielen wir eine Runde Frisbee und hangeln uns an den Klettergeruesten auf dem Kinderspielplatz entlang zurueck zum Auto.


Quatschtante Nr. 1 und Nr. 2

Maori Carvings

Phil bei den heissen Quellen

Freifahrt fuer Lucy

Powergirl Leonie

Anfang der Woche findet die Betriebsweihnachtsfeier mit der Taste-Belegschaft statt. Wir gehen im schicken Restaurant Pimentos essen. Ich bestelle eine Meeresfruechtesuppe als Entree (nicht mein Fall, zu viele Pilze), Huehnchen mit Risotto als Hauptgericht (sehr gut) und eine Schokotarte zum Nachtischt (himmlisch!). Mit der Cafe-Inhaberin Kay und unserer neuen Aushilfskraft Maria aus Argentinien fuehre ich eine lebhafte Unterhaltung. Der ganze Tisch freut sich ueber mein Wichtelgeschenk in Form von selbstgebackenen Nussecken. Leider werden sowohl Kays Mann Darren als auch mein Sitznachbar DJ mit jeder neuen Flasche Wein zusehends "lockerer". Als beide lallend mit dem Schulterklopfen anfangen mache ich mich aus dem Staub.

DJ, Kay, Kathy,  Darren, Maria

Puenktlich zu Weihnachten erwischt mich ein dicker Schnupfen. Scheint so, als sei mein innerer Kalender noch auf mitteleuropaeischer Zeit eingestellt. Vermutlich habe ich mich bei der Arbeit erkaeltet, als ich im Kuehlraum ("Chiller" - warum nicht "Cooler" oder "Freezer"?) nach Capsicum, Cucumber und Kumara gesucht habe (Paprika, Gurke und Suesskartoffel). Immerhin darf ich in dieser Woche mal vom Spuelbecken weg und an die Lebensmittel ran. Ich steche etwa 200 Boeden fuer Blaetterteigpasteten aus, duenste kleingeschnibbeltes Gemuese und backe meine ersten "Savouries" (herzhafte Muffins). Eine sehr nette Abwechselung! Im Cafe wird es zusehends belebter. Zur Weihnachts- und Neujeharszeit werden etwa 40.000 Touristen erwartet - damit waechst Taupo auf das Dreifache seiner normalen Groesse.

Den 22. und 23. Dezember verbringe ich eigentlich groessten Teils im Bett - schniefend, Tee trinkend, schlafend. Am heiligen Abend geht es mir schon deutlich besser. Die Auszeit hat ihre Wirkung getan. Gemeinsam mit den Maedels gehe ich zum Supermarkt, um fuer unser grosses Weihnachtsessen einzukaufen, das allerdings erst morgen stattfindet. Im Pack 'n Save ist die Hoelle los. Wagenschubser bahnen sich ihren Weg durch Kuehlregale und Suessigkeiten"bargains" (Schnaeppchen).
Im Hostel ist es nahezu unheimlich still. Ausser uns Tiki-Girls verbringt lediglich eine ziemlich grimmig dreinblickende Familie aus Finnland die Feiertage in der Lodge. Jason ist zu seinen Verwandten nach Auckland gefahren. Ich koche ein chinesisches Reisgericht und trinke spaeter noch ein Bier im Pub - wenn schon anders, dann aber bitte richtig!
Am naechsten Tag ist Weihnachten - endlich. Den Vorspung, den ich durch die Zeitverschiebung rausgeholt habe, musste ich durch die britische Sitte, die Geschenke erst am 25. zu oeffnen, wieder einbuessen. Ruth bekommt von ihrer Schwester ein grosses Knetpaket geschenkt. Wir haben riesig viel Spass dabei, unsere Doppelgaenger zu erschaffen. Wann habe ich das letzte Mal geknetet? Vermutlich, als Weihnachten noch winterweiss, geheimnisvoll und fernsehfrei war.

Weihnachtsfrauen

Spiegelbild

mein Weihnachtspaket!

Kneterei
 
Tiki-Belegschaft

zwei Mal Nina

Vier Mal Ninja-Jason

Nach der Bescherung backen wir einen Kuchen und machen einen Spaziergang zum Lake Taupo. Die Nervoesitaet, die ich aufgrund der neuen Eindruecke in den letzten Tagen verspuert habe, ist einer relativen Gelassenheit gewichen. Ich habe mich damit abgefunden, dass in diesem Jahr einfach alles anders ist:

- Die Lichterketten sind kitschig bunt
- Die Menschen, mit denen man Weihnachten feiert, sind weder Familienmitglieder noch Freunde, noch nicht einmal die am meisten liebgewonnen Reisebekanntschaften - sie sind einfach nur da, weil es der Zufall so wollte
- BBQ als Festtagsdinner ist lecker und macht satt - schmeckt aber kein bisschen nach Gemuetlichkeit
- Das Wetter ist viel zu gut, um sich zu beschweren zu koennen
- Ein einziges Geschenk, das per Luftpost eingetrudelt ist, kann tausend Mal gluecklicher machen als ein ganzer Berg von unnuetzem Zeug


Beweisfoto: 25.12.2010!
 
Weihnachtsspaziergang mit neuem Tuch (Geschenk von Mama und Papa)

3 Kommentare:

  1. Hi Nina! Da scheinst Du Weihnachten ja doch ganz gut verbracht zu haben. Hoffe, dass Dir Deine Familie an Weihnachten nicht allzu sehr gefehlt hat, aber um das Wetter beneide ich Dich echt! Während Du am 1. Weihnachtstag (!) mit kurzen Klamotten durch's Meer hoppelst, versinken wir hier im Schnee (ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir das letzte mal zu Weihnachten so viel Schnee hatten...) Ich wünsche Dir noch eine gute Zeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Liebste Grüße, Nadine... :-*

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  2. hALLO Nina!

    Dein geknetetes Ebenbild ist perfekt. Habe dich sofort erkannt!
    Und Weihnachten mal anders zu erleben ist auch schön.Genieße die Wärme und bedauere uns ein bißchen beim Schnee schippen!
    Und guten Rutsch - auch ohne Schnee! Es grüßt herzlich deine Mama

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  3. Hallo Nina,
    deinen Blog lese ich mit großem Spaß, du schreibst wirklich druckreif und löst die Lust auf mehr aus. Ich hoffe, dir geht es wieder gut mit deiner Erkältung und du kannst die für uns verkehrte Welt (Sommer im Winter) voll ausleben. Für das neue Jahr wünsche ich dir jedenfalls eine gelungene Fortsetzung des bisher Geschehenen und dass ganz allgemein deine Wünsche in Erfüllung gehen.
    Grüße aus Omas Heimat von Inge (Freundin deiner Mutter aus Kindertagen - ich hoffe du erinnerst dich!)

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