Dienstag, 11. Januar 2011

Hinter den Kulissen (Teil 1)

Mit den Augen eines Zimmermaedchens...

...sieht man frisch gemachte Betten, benutzte Kloschuesseln und den Inhalt eines Muelleimers ein wenig anders. Es folgen einige Anekdoten zur allgemeinen Erheiterung bzw. Abschreckung:

1. Wenn bereits am Nachmittag des Ankunfttages die Bewohner eines Zimmers wahrgenommen werden, so ist dies in der Regel kein gutes Zeichen fuer den naechsten Morgen.
Es waren einmal fuenf "Nachwuchskuenstler" aus der Rockszene, die sich dazu entschlossen, eine wilde Nacht in einer Backpackerunterkunft zu verbringen (ein Hotelzimmer war vom Management zum derzeitigen Status der Karriere noch nicht bewilligt worden). Die Herren fielen mit lauten Rufen, einer Gitarre und einem Quotengroupie in den Aufenthaltsraum ein und begannen spontan mit einer Uebungsstunde (sie nannten es ein "Konzert fuer den guten Zweck" - die allgemeine musikalische Leuterung: weg vom Popgedudel, hin zum einzig wahren, echten Hardrock). Als nach einigen Bieren der Sound nicht mehr nach Melodie sondern nach Melancholie klang, verschwanden die Musiker im Dickicht der taupoischen Pubszene.
Am naechsten Morgen wurde um zehn Uhr (Checkout-Zeit) die Tuer zum Zimmer der Rocker von einem ahnungslosen, jedoch sehr fleissigen und vor allem puenktlichen (weil deutschen) Zimmermaedchens geoeffnet. Was es in diesem Raum vorfand, liess seine bis dato heile Welt in sich zusammenfallen: Ein Schwall aus naechtlicher Kissenwaerme schlug der Saeuberungskraft entgegen. Ihr Blick fiel auf eines der Betten, in dem sich ein Berg von Haaren und zwei unbekleidete Gestalten tummelten. Verwirrt und beschaemt schloss die brave Deutsche die Tuer und ueberpruefte ihren Putzplan auf Stimmigkeit. Es stand dort kugelschreiberblau auf oekopapierweiss: "Room 5: Depart 5, Stay 0". Mit der Order vom Hausherren im Gedaechtnis, allen Langschlaefern und somit verbotenerweise im Zimmer weilenden Gaesten eine zehnminuetige Frist zu setzen, tat das Maedel wie geheissen, vergass dabei jedoch nicht die guten Manieren und blieb hoeflich - aber bestimmt. Als die Nachwuchsrowdies ein wenig verstimmt schliesslich um 10.20 Uhr das Zimmer raeumten, wurde dem Zimmermaedchen bewusst, dass es nicht nur fuenf Betten, in denen sechs Menschen geschlafen hatten, sondern auch eine Wand zu saeubern haette, an der die vorabendlichen Reste eines Schnellrestaurantessens sowie ein naechtlicher, mit farbigem Inhalt begleiteter oraler Auswurf klebten. Naseruempfend stuelpte sich das Maedchen die Einmalhandschuhe ueber und machte sich an die Arbeit.

2. Ein Muelleimer ist nicht gleich ein Muelleimer. Es kommt in diesem Fall (wie in vielen anderen Lebensumstaenden) auf den Inhalt an. Mangels verschiedener Trennsysteme auf den Zimmern landen zuweilen Dinge in den Abfallbehaeltern, die eindeutig nicht dafuer bestimmt sind. Die bahnhoeflichen Pfandsammler wuerden wohl Freudenspruenge machen (sofern denn in Neuseeland ein Pfandsystem existierte). Aber auch die Gas-Wasser-Strom-Monteure faenden sicher Gefallen an ein paar Gummierzeugnissen, die eventuell als Dichtungsmaterial eingesetzt werden koennten (allerdings unter keinen Umstaenden ein zweites Mal). Milchbauern wuerden jedoch empoert ueber die Verschwendung ihres sauer (hoffentlich nicht) erarbeiteten Produktes den Kopf schuetteln.

3. Wenn der Toilettendeckel zerstoert ist, so kann dies verschiedene Ursachen haben, die zugegebenermassen unterschiedlich wahrscheinlich sind:
- Ein Einbrecher hat die Abdeckung als Tritthilfe genutzt, nachdem er durch das Fenster gestiegen ist.
- Ein neuseelaendischer Fish 'n Chips Liebhaber hat sich des Nachts betrunken oder einfach nur verwirrt auf den Deckel anstatt auf den Rand gesetzt.
- Ein Backpackerpaerchen war so ruecksichtsvoll, sich seine Liebe nicht im Schlafsaal sondern im Badezimmer zu gestehen.

4. Was im typischen Backpackerhostel gewechselt wird, sind nicht (!) die Bezuege der Decken, sondern nur die der Kissen und das Bettlaken. Bevor man sich also mit der Decke zudeckt, unter der geschaetzte 800 Personen vor einem gelegen haben, sollte man darauf achten, sich mit dem zusaetzlichen Laken zu bedecken, das zur Verfuegung gestellt wird.

5. Zum Abschluss eine kleine Randnotiz, die als Erinnerungsstuetze fuer den naechsten Hotel-/Hostel-/Herbergsaufenthalt dienen soll: Auch wenn man als Letzter das Zimmer verlaesst und sich in wohliger Sicherheit waehnt, nicht mehr fuer die eigenen Hinterlassenschaften zur Rechnung gezogen zu werden: Auch beim letzten Toilettengang vor Abreise ist die Spuelung nur einen Knopf weit entfernt!

2 Kommentare:

  1. Haha, zum Schießen Nina!! Aber auch ganz schön eklig... Da machst du ja einiges mit!

    Busserl

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  2. Irgendwie habe ich Gänsehaut nach dem Lesen. Urgh. Aber eines habe ich zumindest immer intuitiv richtig gemacht: Die Hostel-Bettdecke nie auf mir, sondern immer Laken dazwischen! ;)

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