Freitag, 21. Januar 2011

Wai-O-Tapu

Weil Ruth und ich heute mit unserem freien Tag etwas anfangen wollen, beeile ich mich beim morgendlichen Dienst in der Lodge und ziehe mir prompt den Unmut der zweiten Reynolds-Schwester Lucy zu, die sich offenbar nicht genuegend unterstuetzt fuehlt. "Never mind!" - wuerden die Neuseelaender sagen, "was soll's!"
Da die Optionen Auto- oder Rollermieten fuer heute nicht mehr in Frage kommen, starten Ruth und ich den Versuch, per Anhanlter in Richtung Norden zu kommen. Leider koennen die Autos an der Schnellstrasse, die aus der Stadt rausfuehrt, nicht besonders gut halten und so haben wir zunaechst kein Glueck. Wir gehen ein Stueck weiter zum Aussichtspunkt und treffen auf einen Penionaer aus Florenz, der uns mitnimmt. Der aeltere Herr hat fahrtechnisch entsprechend seiner Nationalitaet ein ganz schoenes Tempo drauf, tut sich allerdings mit dem Linksverkehr noch ziemlich schwer und verwechselt beim Abbiegen garantiert jedes Mal die Fahrbahnen. Englaenderin Ruth stirbt auf dem Beifahrersitz tausend Tode, waehrend ich die Probleme unseres Fahrers gut nachvollziehen kann. Wir unterhalten uns ueber das schoene Italien und spinnen ein bisschen Seemannsgarn: Unser lieber Signore kommt naemlich gerade von einem sechsmonatigen Segeltrip um die halbe Welt. So koennte ich mir meinen Ruhestand auch vorstellen...
Nachdem wir direkt vor der Tuer des Thermalparks Wai-O-Tapu (Heilige Wasser) abgesetzt werden, holen wir uns einen kleinen Snack im Touricafe, bezahlen den geradezu unverschaemten Eintrittspreis von 30$ (dieses Mal immerhin mit Rabatt) und marschieren los. Die ersten Matsch- und Schlammtuempel und die grossen Erdloecher, aus denen es dampft, blubbert und streng riecht, sind zwar ganz nett anzuschauen, koennen aber gegen den grossen "Champagner-Pool" nicht anstinken (im wahrsten Sinne des Wortes). Ich bin ganz begeistert von dem Gefuehl, mich endlich mal wieder als Urlauber und nicht nur als Arbeitsbiene zu fuehlen und kann mich an den tollen Farben des Mineralsees kaum sattsehen. Das Wasser soll bis zu 100 Grad Celsius heiss sein und aus ueber 60 Metern Tiefe an die Oberflaeche sprudeln. Durch Quecksilber und Schwefel entsteht das bunte Gemaelde, das sich wie die Klappbildchen aus dem Kiosk je nach Sonneneinstrahlung veraendert.







Wir setzen unsere Tour durch den Park fort und entdecken einen schwankendschlanken Pinienwald und einen 700 Jahre alten, durch einen Vulkanausbruch geformten See. Am Ende des Rndgangs wartet noch ein letztes Highlight auf uns: das "Devils Bath", ein quietschgelber Schwefeltuempel.






Textmarkerblind taumeln Ruth und ich zurueck zum Parkplatz, wo wir auf eine Vater-Sohn-Reisegemeinschaft aus der Schweiz treffen, die uns in ihrem Campervan mit zurueck nach Taupo nehmen will. Da die beiden offensichtlich nicht mit Damenbesuch im Maennermobil gerechnet haben, muessen die Polster erst von alten Socken und trocknenden Badehosen befreit werden. Ruth und ich grinsen uns an und helfen dann beim Aufraeumen.




3 Kommentare:

  1. Textmarkerblind...Mein Wort des Tages ;-)
    Bin auch neidisch auf das Wetter bei euch, hier fängt es gerade wieder an zu schneien.

    Liebe Grüße aus Dresden!

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  2. Heyho liebe Reisende!
    Wir sitzen grad im Redaktionsraum, der wie üblich mit mehr Kohlendioxid als Sauerstoff gefüllt ist. Der Stoff ist zwar Sauer, der Staff aber happy. Und wenn ich von deinem Encounter mit dem pensionierten Italiener lese, da muss ich dich doch gleich daran erinnern: Dein Zimmer in unserer Alten-WG in der Region um Florenz ist schon eingeplant!
    Alles Liebe, julia

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  3. Hallo Ninabel! Schön, das du mit falsch fahrenden Italienern und Socken verstreuenden Schweizern Verständnis hast und lauter nette Menschen triffst.
    Ich wünsche dir weiterhin spannende Begegnungen!

    Alles Liebe, deine Mama

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