Dienstag, 25. Januar 2011

Tongariro Alpine Crossing, zweiter Anlauf

Wieder einmal klingelt mein Wecker unverschaemterweise um fuenf Uhr morgens. Ich bin sofort hellwach und im Ausflugsfieber. Nach einem Minifruehstuck und dem Zubereiten eines Maxilunchpakets werden Oliver und ich vom Reisebus eingesammelt. Weil ich als "industrial worker" quasi als Einheimische gelte, muss ich fuer den Transport zum Tongariro Alpine Crossing dieses Mal nichts bezahlen. Durch meine Kontakte zum Shuttlebusfahrer Collin habe ich sogar noch eine Freifahrt fuer Oliver rausschlagen koennen.

noch nicht ganz aufgewacht
Da wir die "spaete" Busvariante gewaehlt haben, sind die ganzen Early Birds und Scary Rabbits (Fruehaufsteher und Angsthasen) schon vor uns losgelaufen. Als wir aus dem Bus purzeln, kann ich kaum glauben, im gleichen Nationalpark wie vor genau zwei Monaten zu sein. Dieses Mal meint es der Wettergott gut mit uns. Der Himmel hat sich in Schale geschmissen, sein schoenstes sattblaues Gewand angezogen und eine leuchtendgelbe Brosche angesteckt. Das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit. Selig ueber die klare Luft und die angenehm milden Temperaturen legen wir das erste Stueck im gemuetlich-gemaessigtem Tempo zurueck.




SONNE!
Nach dem "Point of no Return" (fuer den ich dieses Mal nur ein freches Grinsen uebrig habe), muss ich das erste Mal ein wenig kaempfen. Ich erinnere mich daran, dass die Devils Staicase ihren Namen nicht umsonst traegt. Dennoch ist dieser Aufstieg bei gutem Wetter deutlich besser zu bezwingen als beim letzten Mal, als Wind und Regen ihr Bestes gaben, um mich aufzuhalten. Der Weg durch den South Crater und hoch zum Red Crater bietet einen wundervollen Blick ueber die wuestige Landschaft und den Schicksalsberg, der uns heute wohlgesonnen ist und nur ein paar kleine Rauchwoelkchen ausstoesst.


Pah!
 


vorm Schicksalsberg Mt. Ngauruhoe
Am hoechsten Punkt des Tracks machen wir eine Mittagspause und lassen uns den Nacken von der Hoehensonne verbrennen. Voellig ausgesoehnt denke ich an das letzte Mal zurueck, als ich, eine kurze Windstille ausnutzend, gemeinsam mit Ve und meinem um Hilfe schreienden Handy im Stehen ein triefnasses Butterbrot in mich reingestopft habe. Kein Vergleich zum gemuetlichen Picknick auf den sonnenwarmen Lavagesteinsbrocken, die der Vulkan bei seinem Ausbruch Mitte der 90er Jahre ausgespuckt hat.





Gipfelstuermer

Weiter gehts zu den Emarald Lakes, die im warmen Licht natuerlich noch toller aussehen als hinter einer grauen Nebelwand. Oliver und ich suchen nach dem perfekten Fotomotiv und vertroedeln ein bisschen zu viel Zeit, sodass wir den Abstieg in sehr zuegigem Tempo und ohne groessere Pausen zuruecklegen. Obwohl mir dieses Mal weder die Fuesse (Wanderschuhe sind gut eingelaufen und trocken), noch die Oberschenkel (keine klamme Hose, die an den Beinen scheuert) noch der Ruecken weh tun (Oliver hat meine ganze Verpflegung und Ausruestung getragen, ich dagegen nur die Fototasche), werde ich beim Weg durch das Farm- und Buschland ganz schoen muede. Das Crossing ist und bleibt eine ganz schoen anstrengende Strecke. Ziemlich auf die letzte Minute erreichen wir den Parkplatz und treffen auf meinen Freund Collin, der uns mit zurueck nach Taupo nimmt.


Giganten
 
Red Crater


Emerald Lakes
 





geschafft!

Nach einem Bad im Spapool und einem kohlehydratreichen Abendessen gehen wir auf ein "Afterwalk-Bier" und je eine Partie Dart und Billard in einen unserer Standardpubs. Collin, der auf der "open stage" gerade das Saxophon quaelt, kann kaum glauben, dass ich noch fit genug zum Ausgehen bin und keine Muskelschmerzen habe. Ein bisschen stolz darf ich wohl schon auf mich sein. Darauf, durchgehalten (und mit Oliver mitgehalten) zu haben; darauf, endlich mal wieder etwas Gutes fuer meinen Koerper getan zu haben; am meisten aber darauf, nach der ersten Horrorerfahrung auf diesem Wanderweg die Motivation und den Mut fuer einen zweiten Anlauf aufgebracht zu haben.

3 Kommentare:

  1. Das Dreamteam unterwegs...
    immer schön weiter neidisch machen, während wir uns hier mit Adorno und der bösen Kulturindustrie rumschlagen ;) Aber bald haben wir unser letztes reguläres Semester geschafft.
    Dir/Euch weiterhin so viel Spaß und viele liebe Grüße von der anderen Seite des Erdballs, Dagmar

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  2. Immer wieder toll, von deinen Erlebnissen zu lesen! Genieße die Zeit weiterhin! Ich freu mich für dich und denk an dich! Hab dich lieb, Biene

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  3. Dieser Bericht hört sich wirklich ganz anders an, als der letzte zum Crossing. Da war ich nur erschrocken und habe mitgelitten.
    Dagegen spürt man diesmal Sonne, Wärme und Lauffreude. Toll! Deine Mama

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