Montag
Von meinem Hostel in Motueka zu "Coastal Palms" an der Tasman Bay, der Ferieneinheit, in der ich kommende Woche wwoofen werde, sind es nur fuenf Minuten mit dem Auto. An der "Reception" werde ich von Jerry, dem Inhaber, begruesst. Ein klein gewachsener, glatzkoepfiger Mann mit ausgeblichenen Tattoos auf den Unterarmen und einer breiten Zahnluecke zwischen den Scheidezaehnen. Jerry wirkt locker, freundlich und "welcoming", wie man hier sagt. Ohne gross drum herum zu reden fuehrt er mich in den Vorgarten zu einem Minibungalow: mein Zuhause fuer die naechsten Tage. Knuffig: Auf geschaetzten fuenf Quadratmetern steht ein Bett, ein Nachttischchen mit Leselampe und ein kleiner Hocker. Vor dem Fenster haengen Gardinen. Ich passe genau in die Schlafkoje und auch mein Backpack findet ein Plaetzchen. "Du brauchst nicht sofort anfangen, zu arbeiten. Richte dich erstmal in Ruhe ein", nimmt Jerry meine Frage vorweg. Ich haenge meine noch etwas klamme Waesche auf der Leine im Garten auf, beziehe mein Bett mit Woelkchenlaken und melde mich dann zum Dienst.
Von meinem Hostel in Motueka zu "Coastal Palms" an der Tasman Bay, der Ferieneinheit, in der ich kommende Woche wwoofen werde, sind es nur fuenf Minuten mit dem Auto. An der "Reception" werde ich von Jerry, dem Inhaber, begruesst. Ein klein gewachsener, glatzkoepfiger Mann mit ausgeblichenen Tattoos auf den Unterarmen und einer breiten Zahnluecke zwischen den Scheidezaehnen. Jerry wirkt locker, freundlich und "welcoming", wie man hier sagt. Ohne gross drum herum zu reden fuehrt er mich in den Vorgarten zu einem Minibungalow: mein Zuhause fuer die naechsten Tage. Knuffig: Auf geschaetzten fuenf Quadratmetern steht ein Bett, ein Nachttischchen mit Leselampe und ein kleiner Hocker. Vor dem Fenster haengen Gardinen. Ich passe genau in die Schlafkoje und auch mein Backpack findet ein Plaetzchen. "Du brauchst nicht sofort anfangen, zu arbeiten. Richte dich erstmal in Ruhe ein", nimmt Jerry meine Frage vorweg. Ich haenge meine noch etwas klamme Waesche auf der Leine im Garten auf, beziehe mein Bett mit Woelkchenlaken und melde mich dann zum Dienst.
Waehrend ich mit Jerry Queensize-Laken fuer das "Seaview-Apartment" falte, das mit 300$ pro Nacht das teuerste der drei Luxus-Apartments ist, erklaert mir mein Gastgeber nebenbei, was es zu beachten gilt und wie mein Abeitsalltag aussehen wird. Dann bekomme ich eine Einweisung im Geraeteschuppen und Blumen- (bzw. Palmen-) Beet. Mein Job fuer heute: Unkraut jaehten (weeding). Da ich selbst in gebueckter Haltung und auf Knien robbend das Meer sehen kann und die Sonne heute zeigt, was in ihr steckt, bringe ich die zwei Stunden bis zur "Lunchtime" locker hinter mich. Zum Mittagessen gibt es Jerrys Spezialsandwiches. Waehrend wir zusammen am Kuechentisch sitzen, erzaehlt mir Jerry seine Geschichte:
Als Teenager offenbar ein ziemlicher Draufgaenger (von einem seiner Gangmitglieder liess er sich die Tattoos stechen und probierte so ziemlich alles aus, was gefaehrlich und verboten war) wanderte er mit 16 nach Australien aus, um der neuseelaendischen Justiz zu entfliehen. Dort arbeitete er als "builder" und "plummer", als Bauarbeiter und Installateur, startete irgendwann - ohne eine zertifizierte Ausbildung zu haben - ein eigenes Business. Mit viel Schweiss und Traenen kaempfte er sich aus der Drogenabhaengigkeit und fand im christlichen Glauben endlich das, wonach er jahrelang gesucht hatte. Nach fast zwei Jahrzehnten kehrte er nach Neuseeland zurueck und betreibt nun seit zehn Jahren das "Coastal Palms". Bei einem Trip zu den Philipinen lernte er seine jetzige Frau Ruth kennen. Die beiden haben erst vor drei Wochen geheiratet, zehn Tage spaeter musste Ruth das Land verlassen, weil ihr Touristenvisum nicht erneuert wurde. Einreisenden aus sogenannten "high risk countries" wie den Philipinen wird es schwer gemacht, einen Fuss in das Land zu setzen, geschweige denn, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung (perminent residence) zu bekommen.
Fuer sein heutiges Skype-Date mit Ruth macht sich Jerry extra schick. Nervoes zappelt er auf dem Stuhl herum, weil er fuerchtet, dass die Ankunft von Feriengaesten seiner Telefonverabredung in die Quere kommen koennte.
Nach dem Lunch mache ich weiter mit Unkrautzupfen. Nach seinem Telefonat wirkt Jerry deutlich relaxter und hat eine gute Nachricht fuer mich. Weil er sehr zufrieden mit meinem selbststaendigen Arbeit im Garten ist (und ueberdies mit meinem Vokabular - dass ich das Wort "wheelbarrow" kenne und auch sonst eine lockere Unterhaltung mit ihm fuehen kann, beeindruckt ihn), bekomme ich einen Tag am Ende der Woche frei. "You don't need to be supervised. That's cool, mate! You do a good job with your titivating, very thorough!" Okay, da muss ich dann doch mal nachfragen: "Thorough? Titivating?" Aha, ich arbeite also sehr sorgfaeltig, gruendlich beim Aufmoebeln, Schniegeln des Gartens... Wieder mal eine neue Vokabelfamilie fuer mich zum Lernen!
Nach getaner Arbeit darf ich von den Ranken an der Hauswand die blauen Trauben ernten. "Die werden ja doch bloss schlecht. Ich komme gar nicht dazu, die alle zu essen." Geradezu widerwillig biete ich meine Hilfe beim Vernichten der prallen Weintrauben an. Waehrend ich die suessen Fruechtchen vernasche, baumele ich in dem Haengesitz auf der Sonnenterrasse. Den Abend verbringe ich in dem kleinen Campervan gegenueber von meiner Huette, in dem sogar ein Fernseher steht. Dass ich hier einen Raum und einen Fernseher (!) ganz fuer mich allein habe, erscheint mir so absurd luxurioes, dass ich laut lachen muss. Also, ich wuerde sagen, es gibt schlechtere Orte, um auszuspannen.
Dienstag
Am naechsten Tag muss ich im Garten ganz schoen ranklotzen: Ich robbe auf allen Vieren, buddele, zerre, reisse, rupfe, saege, schubkarre (ja, richtig, wheelbarrow) und verlade Unkraut, tote Aeste, braunes Getsruepp.
Am naechsten Tag muss ich im Garten ganz schoen ranklotzen: Ich robbe auf allen Vieren, buddele, zerre, reisse, rupfe, saege, schubkarre (ja, richtig, wheelbarrow) und verlade Unkraut, tote Aeste, braunes Getsruepp.
Mittwoch
Heute ist "Cleaning" angesagt. Ich darf nahezu ohne Aufsicht - dafuer aber mit exakter Kontrolle - zwei der Luxusapartments auf Vordermann bringen. Jerry hat eine detaillierte Liste angefertigt, auf der jede noch so kleine Winzigkeit aufgefuehrt ist wie etwa "Haartrockner in die Mitte des unteren Regals". Ich tue mein Bestes, um den pingeligen (aber vermutlich deswegen so erfolgreichen) Herbergsvater Jerry zufriedenzustellen. Zum Glueck hat der nicht allzu viel zu meckern und betont, welch eine Auszeichnung es ist, dass ein Wwoofer die Apartments sauber machen darf - normalerweise engagiert er dafuer "a professional cleaner". Doch auch mit der Putzfrau Marianne ist er nicht "im Reinen" (oha, Doppeldeutigkeit), wie ich herausfinde. Schwer zufrieden zu stellen, der Gute. Als ich abends fuer ihn herzhafte Pfannkuchenroellchen und ein suesses Nachtischcrepe zubereite, ist er jedoch mehr als zufrieden, begeistert geradezu. Vorm Fernseher buegelnd arbeite ich noch eine Stunde fuer morgen vor und laufe dann durch die kalte Nachtluft zu meinem Bungalow.
Heute ist "Cleaning" angesagt. Ich darf nahezu ohne Aufsicht - dafuer aber mit exakter Kontrolle - zwei der Luxusapartments auf Vordermann bringen. Jerry hat eine detaillierte Liste angefertigt, auf der jede noch so kleine Winzigkeit aufgefuehrt ist wie etwa "Haartrockner in die Mitte des unteren Regals". Ich tue mein Bestes, um den pingeligen (aber vermutlich deswegen so erfolgreichen) Herbergsvater Jerry zufriedenzustellen. Zum Glueck hat der nicht allzu viel zu meckern und betont, welch eine Auszeichnung es ist, dass ein Wwoofer die Apartments sauber machen darf - normalerweise engagiert er dafuer "a professional cleaner". Doch auch mit der Putzfrau Marianne ist er nicht "im Reinen" (oha, Doppeldeutigkeit), wie ich herausfinde. Schwer zufrieden zu stellen, der Gute. Als ich abends fuer ihn herzhafte Pfannkuchenroellchen und ein suesses Nachtischcrepe zubereite, ist er jedoch mehr als zufrieden, begeistert geradezu. Vorm Fernseher buegelnd arbeite ich noch eine Stunde fuer morgen vor und laufe dann durch die kalte Nachtluft zu meinem Bungalow.
Donnerstag
Zurueck in den Garten. Ich jaete das komplette Gemuesebeet, bin erfreut ueber den sichtbaren Fortschritt und darf bereits zur Mittagszeit die Harke fallen lassen. Meinen freien Nachmittag nutze ich zum Shoppen im Warehouse und Herumluemmeln im Haengesitz. Weil Jerry von meinem "rich meal" in der Nacht Bauchschmerzen bekommen hat, kocht er heute. Es gibt Lammstaek, Kartoffeln, Kuerbis und Erbsen mit jeder Menge Butter. Na, als ob das weniger reichhaltig waere...
Freitag
Heute darf ich (nach erledigter Arbeit) den Kochloeffel schwingen. Jerry ueberlaesst mir zwar nur widerwillig sein Refugium und zeigt sich besorgt ueber die etwaige Verschwendung von Zutaten (das kostet ja alles Geld), trollt sich jedoch schliesslich in sein Zimmer - nicht ohne mich vorher genauestens befragt zu haben, was meine Plaene sind. Ich will Marmelade kochen. Um die Menge an Aepfeln, die ansonsten im Beet vergammeln wuerden, waere es einfach zu schade, finde ich. Jerry ist skeptisch, von Apfelmarmelade hat er noch nie was gehoert. "Do you wanna do jam or jelly?", fragt er mich. Keine Ahnung, wo ist der Unterschied? Wie man es spaeter nennt, ist ja eigentlich auch egal, solange es sich irgendwie aufs Brot schmieren laesst und schmeckt. Weil die heisse Masse im Kochtopf einfach nicht andicken will, haue ich jede Menge Gelantine rein. Marmelade kochen kann doch eigentlich nuicht so schwer sein, oder? Parallel bereite ich eine Auflaufform mit der Frittata-Mischung aus dem Taste Cafe in Taupo fuers Abendessen vor. Das ist nun wirklich ein Kinderspiel - oder "a piece of cake", wie die Neuseelaender sagen. Dritter Tagesordnungspunkt: Meine geliebten Lemon-Friands. Auch die beherrsche ich - trotz mehrwoechiger Praktizierungspause - im Schlaf.
Resultat der vierstuendigen Koch- und Backaktion: vier Glaeser stichfestes Apfelgelee (doch ein wenig zu viel Gelantine), sechzehn huebsche und delizioese Zitronentoertchen und ein klitzekleiner Rest Frittata, den sich Jerry schon mal fuer den morgigen Lunch reserviert. Nach dem Abendessen schauen wir gemeinsam gleich mehrere richtig alberne TV-Serien. Ein Hausfrauentag geht zu Ende.
Samstag
Weil es in der Nacht heftig geregnet hat und Jerry ein Erbarmen mit mir hat, arbeite ich heute nicht wie geplant im Garten sondern mal wieder in der Kueche. Dieses Mal hat der Job allerdings leider nichts mit Kochen zu tun. Fruehjahrsputz ist angesagt (obwohl wir schon Herbst haben). Inklusive Backofenputzen und dem Ab- und Auswischen aller Schraenke kostet mich das geschlagene fuenf Stunden. Dass ich meinen Lebensunterhalt hier in Neuseeland fuer eine begrenzte Zeit als "Putzfrau" verdiene, obwohl ich einen deutschen Hochschulabschluss in der Tasche habe, mag verwunderlich klingen, ist fuer mich aber inzwischen voellig normal - und ich finde zuweilen sogar Gefallen daran, mal etwas mit den Haenden zu tun, etwas zu (er)schaffen, etwas zu leisten. Egal ob Gartenarbeit oder Cleaning, hier sieht man (im Gegensatz zu den Versuchen, die Systemtheorie zu verstehen) sofort einen Fortschritt, einen Erfolg. Auch wenn das nichts auf Dauer ist, eine Abwechselung zur vielen Kopfarbeit aus dem Studium tut in jedem Fall gut.
Sonntag
Das Rotationsgesetz: Nachdem ich bereits das Seaview und das Bayview sauber gemacht habe, ist heute das Tranquility-Apartment an der Reihe. Obwohl Jerry kaum was zu beanstanden hat, merke ich meine Motivation schnell schwinden. Beim Flecken-aus-dem-Teppich-Schrubben vertroedele ich ein wenig Zeit und habe fast ein schlechtes Gewissen, als ich den Nachmittag frei bekomme.
Weil die Nacht recht kurz war, hole ich noch ein kleines bisschen Schlaf nach. Zur "high tide" unternehme ich einen Versuch, in der Hausbucht zu kajaken. Und scheitere grandios. Das Flusskajak laesst sich unheimlich schwer steuern. Frustriert lasse ich mich vom Wind wieder ans Ufer treiben und setze mich mit meinem MP3-Player auf die "alte-Oma-Bank". Beim abendlichen Film ("PS: I love you") kann so richtig schoen Rotz und Wasser heulen. Bevor ich ins Bett gehe, waelze ich noch den Prospekt fuer meinen morgigen Trip im Abel Tasman National Park. Fuer meinen freien Tag habe ich eine Bootstour gebucht. Hoffentlich spielt das Wetter mit!
Hey there Nina. I finally worked out how to reply to your blog , i tried several times but i couldnt read german so i gave up , now i have my friend visiting from Christchurch and he is german Kiwi and he read all the blog to me from coastal palms ...........we had a good laugh reading it and brought back good memories lol . Anyway i really enjoyed having you here at CP , you have a teachable and hardworking spirit and we would welcome you back here anytime. Take care my german buddy !! And safe travels , hugs Jerry
AntwortenLöschenHey Jerry! What a surprise, I'm glad that you finally found a way to read my blog. If your friend is not around the next time, you can use google chrome to translate it. It works surprisingly well. Just a few sayings which sound weird if they're tranlated directly. Anyway, hope, you'll enjoy your honeymoon with your princess! Say hello to Ruth and have a good time!
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