Ein neuer Monat, ein neues Tagebuch - inzwischen bereits das fuenfte! - ein neuer Reiseabschnitt auf meiner Route durch Neuseeland.
In der vagen Hoffnung auf Schnee und ein/zwei Abfahrten auf einer von Queenstowns Pisten verbummele ich einige Tage in der Partymetropole. Zur Zeit laeuft das Winterfestival - das erste Mal ueberhaupt ohne dass eines der Skigebiete geoeffnet ist. Die Veranstalter versuchen alles Moegeliche, um die Stimmung dennoch aufzuheizen: Es werden Wollmuetzen verteilt, ABBA Coverbands huepfen in Miniroecken und Plateaustiefeln auf der Buehne am Seeufer herum und in den Bars gibt es zum Bikinicontest Bier fuer drei Dollar. Nach dem Eroeffnungsfeuerwerk gehe ich mit Richard und ein paar Leuten aus dem Hostel auf einen Gluehwein in die Cowboy Bar. Um auf dem mechanischen Bullen zu reiten, bin ich zwar noch nicht betrunken genug, aber fuer ein Taenzchen zur Live Countrymusik reicht's.
 |
Neuseelands Antwort auf ABBA |
 |
skurrile Winterparade |
 |
Eislaufbahn |
 |
Kutschfahrt ins Glueck |
 |
mit Cowbowstiefel auf Dielenboden laesst es sich prima tanzen |
Am naechsten Tag muss ich ausziehen, da das Hostel ausgebucht ist. Zum Glueck habe ich noch Kontakte von meinem letzten Aufenthalt in Queenstown und komme bei den Irinnen Edel, Amanda und Anja unter, die inzwischen eine Mietwohnung gefunden haben. Als ich gegen Mittag in der WG eintrudele, sind alle noch ein wenig zerknautscht und verschlafen. Ich bereite Mittagessen bzw. Langschlaeferfruehstueck zu und muss mich - nach fast zwei Monaten Fremdversorgung in der Kinloch Lodge - erst mal wieder daran gewoehnen, mein eigenes Sueppchen zu kochen. Ueber den Tag verteilt leiste ich ein paar Fahrdienste und gammele vorm Fernseher rum. Abends schauen wir zwei romantische Komoedien hintereinander, essen Lasagne und tanzen zu Adele's
"Someone like you".
 |
mit Anja, Amanda & Edel |
Auch die naechsten Tage verbummele ich zwischen Fernsehcouch, Shoppingmall, Food Court (ja, das mit dem Selberkochen faellt in einer Stadt wie Queenstown echt schwer) und Kneipenmeile. Wir feiern Amandas 26. Geburtstag, Anjas neuen Job als Zimmermaedchen und Edels maechtigen Kaesekuchen. Ohne schlechtes Gewissen schlafe ich in meinem zwei mal zwei Meter grossen Gaestebett bis ein Uhr mittags.
 |
mit WG-Freundin Gemma |
 |
Muetzenvereinsmitglieder Richard und Alex |
 |
Billard(en) Kugeln, die es noch zu versenken gilt |
 |
Geburtstagskind Amanda beim Kuesschenklau |
 |
mit Robin und Rick |
Irgendwann kann ich mich dann aber doch mal aufraffen, etwas Sinnvolles mit meiner Zeit anzufangen. Mit dem Auto fahre ich ein Stueckchen stadtauswaerts auf der Suche nach einer netten Kurzwanderung. Der 40-minuetige Track zu einem See hoert sich vielversprechend an, startet aber sehr sehr (sehr!) steil. Als ich schwitzend und schnaufend ploetzlich vor einem Gatter stehe, das offenbar zu einem Privatgrundstueck fuehrt, wundere ich mich, ob ich wohl die falsche Richtung eingeschlagen habe. Unsicher oeffne ich das Tor, werfe einen Blick um die naechste Wegbiegung und finde hier tatsaechlich einen DOC-Wegweiser. Na, den haetten sie strategisch wirklich besser platzieren koennen! Immerhin wird der Track langsam moderater und laesst sich leichter bewaeltigen. Nach einer Dreiviertelstunde erreiche ich zuerst einen kleinen Teich mit wunderbarem Wolkenspiegelbild und dann den grossen See, der dunkel und friedlich den Bergen zu Fuessen liegt. Leider geht es von hieraus schon wieder bergauf - warum muss man fuer die guten Aussichten immer so schwitzen? Kurz nachdem ich mir ein "Umkehrultimatum" gesetzt habe, erreiche ich den hoechsten Punkt, von dem ich sogar Lake Wakatipu und einen schnee(!)bedeckten Gipfel in der Entfernung erkennen kann. Anstatt direkt weiterzulaufen, nehme ich mir ein paar Minuten an diesem (ungewoehnlich warmen) Tag, um die Ruhe und Abgeschiedenheit zu geniessen. Von hier aus geht es nur noch bergrunter, sehr angenehm! Nach einer weiteren Stunde purzele ich auf den Parkplatz am anderen Ende der Strasse und muss von hier aus zwanzig Minuten gegen Verkehrsrichtung zurueck zu meinem Auto laufen.
An meinem letzten Tag in Queenstown gehe ich mit Richard eine Abschiedspizza essen und begleite ihn anschliessend zu einer WG-Besichtigung. Ueberraschenderweise laeuft das zwar weniger foermlich, aber im Grunde nach dem gleichen Castingschema wie in Deutschland ab. Innerlich grinsend betreibe ich Sozialstudien und versuche nebenbei, fuer Richard Pluspunkte rauszuschlagen. Schliesslich ist die 5er WG zu 150$ pro Woche mit grossem Kuechen- und Wohnbereich, Kamin, Balkon und Aussicht auf die Stadt und den See ein echtes Sahnestueckchen. Die potentiellen Mitbewohner wirken nett und aufgeschlossen, klagen aber (mir nur allzu bekannt) ueber den unerwarteten Massenansturm an Bewerbern. Als ich Richards und meine gemeinsame Zeit in Kinloch erwaehne, finde ich endlich den erhofften Anknuepfungs-/Gemeinsamkeits-/Erinnerungspunkt. Lebhaft tauschen wir uns ueber das traumhafte Urlaubsparadies aus und bringen damit Richards Konkurrentin (eine dauergrinsende "ich sage alles, was ihr hoeren wollt"-Barmaus mit drei Schichten Makeup) zum Schweigen.
Hey Nina! wieder "on the road"? Ja, das mit dem dauernden Abschied-nehmen ist ganz schön bitter. Die letzen Aktionen in Queenstown und das nette Städtchen sind aber sicher eine gute Abwechslung nach der Zeit in der Lodge.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Mama