Freitag, 11. März 2011

Coromandel Peninsula

Monique, die ich in Mount Maunganui kennen- und liebengelernt habe, hat ihre Plaene, den hohen Norden zu bereisen, kurzerhand ueber den Haufen geworfen und entschieden, mich auf meinem Weg zur Coromandel Halbinsel zu begleiten. Finde ich gut. Nach einem kurzen Fruehstueck fahren wir zum Supermarkt und kaufen Lebensmittel fuer eine halbe Fussballmannschaft ein - wir haben gehoert, dass auf der halben Insel alles dopppelt so teuer ist. Im "Warehouse" sehe ich ein Zelt fuer 30$ und schlage zu. So ein Schnaeppchen bietet sich nicht alle Tage und wer weiss, vielleicht haelt sich ja das gute Wetter...


Wir fahren einige Kilometer die Ostkueste rauf, sehen nette Straende, wieder mal viele gruene Huegelchen, nichts Besonderes. In Tairua schliesslich gefaellt es uns so gut, dass wir eine Nacht bleiben wollen. Die Herbergsmutter der "Beach Villa" hat heute offensichtlich einen schlechten Tag - oder sie mag generell keine Backpacker. Maulend und jede Nachfrage im Keim erstickend stapft sie uns voraus, walzt sich durch Schlafsaal, Kueche und Gemeinschaftsraum. Ich komme kaum hinterher, muss ich doch in der Schneise laufen, die ihre monstroesen Fuesse in den Boden gegraben haben. Als wir nach den Moeglichkeiten eines Surfkurses fragen, blafft sie uns an, dass es diese Moeglichkeit schon lange nicht mehr gibt. "Bloody Lonely Planet, I hate this guidebook". Ok ok, schon gut! Monique und ich sind ziemlich muede von der langen Autofahrt. Ausser Abendessen ist heute nicht mehr viel drin.







Wenigstens gibt es kostenloses W-Lan. Monique und ich sind erschuettert, als wir auf dem deutschen Nachrichtenportal von dem Erdbeben in Christchurch lesen. Die News sind einmal um die ganze Welt gegangen, bevor irgendjemand hier auf der Nordinsel ueberhaupt etwas davon gehoert hat. Als erstes schreibe ich meinem Freund Sun eine SMS, er sollte gestern sein Maschinenbaustudium an der Uni in Christchruch anfangen. Zum Glueck erhalte ich prompt eine Antwort: "Alles gut bei mir," da bin ich beruhigt. Dennoch fuehle ich mit den vielen Familien, die Angehoerige bei dem Beben verloren haben oder immer noch vermissen.

Am naechsten Tag erklimmen wir den oertlichen Vulkankegel (jede neuseelaendische Stadt, die was auf sich haelt, hat ihren eigenen Feuerberg vorzuweisen), klettern auf einem uralten Baum herum und fahren anschliessend nach Hahei. Auf dem Campingplatz hier kostet die Uebernachtung im Zelt "nur" 19$ (und ist damit gerade mal ein paar Dollar guenstiger als die Hostelvariante). Voller Vorfreude auf unser erstes Campingerlebnis bauen wir unser nigelnagelneues Zelt auf (20 Minuten) und erkunden dann den Hausstrand. Etwas versteckt in einer Bucht entdecken wir ein Swingrope. Ich klettere als erstes auf einen drei Meter hohen Felsen (uiuiuiui) und traue mich nach drei Mal Schlucken, abzuspringen. Macht genauso viel Spass wie in Taupo ueber dem Waikatoriver. 










Am Nachmittag fahren wir mit einem von der Campingverwaltung geliehenen Spaten zum Hot Water Beach. Schon von weitem sehe ich massenhaft nackte Leiber, die auf den Knien schaufelnd nach der perfekten Badewanne graben. Es ist gar nicht so einfach, einen Kompromiss zwischen Meerwasser- und Kochtopftemperatur zu finden. Nur an einer sehr schmalen Stelle am Strand ist das Wasser, das tief aus der Erde hochgesprudelt kommt, 60 bis 70 Grad heiss. Einen halben Meter weiter kann man graben, bis man allein durch die Antrengung warmgelaufen ist. Ich verbrenne mir einmal richtig boese die Fusssohlen und kann mich nicht so recht entscheiden, ob mir die ganze Angelegenheit nicht zu doof ist. Auf jeden Fall sehr angefahren.

 



Baden macht hungrig. Nach einer Stunde rumsuhlen fahren wir zurueck zum Campingplatz und bereiten mit unseren Taschenmessern und dem zusammengesammelten Geschirr anderer Backpacker Wraps zu. In der Tupperbox lassen die sich wunderbar mit an den Strand nehmen. Nach diesem de luxe Picknick krabbeln wir in unser Zelt, ignorieren die Tatsache, dass es trotz Isomatte ganz schoen hart ist und lauschen dem Wind, der am Fliegengitter ruettelt.



Nach einer recht unruhigen Nacht faellt es uns nicht schwer, vor Sonnenaufgang aufzustehen. Wir kraxeln 20 Minuten bergauf und betten uns dann fuer den Auftritt von el sol in Heidekraut - ein sehr gemuetlicher Logenplatz. Den Weg hinunter lege ich kugelnd zurueck - geht schneller und macht mehr Laune.




In Whitianga, dem naechsten Ort unserer Tour, trinken wir im Cafe Nina einen voellig ueberteuerten Smoothie (macht seinem Namen nicht gerade alle Ehre - leider!). Weiter noerdlich steuern wir einige Buchten an - alle sehr schoen, sehr wellig und sehr bewoelkt. Nicht zum Schwimmen geeignet. Fuer die Nacht buchen wir dieses Mal einen Zeltplatz auf der Colville-Farm, einem privat betriebenen Hostel (Aufbau Zelt elf Minuten). Von der Herbergsmutter bekommen wir sogar eine Leihmatratze fuer den anspruchsvollen Camper. Was fuer ein Luxus! Nachdem wir uns eingerichtet haben, zeigt mir Monique, ganz Badenwuerttembergin, wie Spaetzleschaben geht. Mein erster Versuch gelingt recht gut und ist mit viel Kaese und Roestzwiebeln durchaus geniessbar. Das macht Reisen schoen: Land und Leute, Kueche und Konventionen, Sprache und Spezialitaeten.



Am naechsten Morgen bieten Monique und ich der Herbergsmutter unsere Hilfe bei der Farmarbeit an. Da wir nach einer windigen Nacht im Zelt sowieso schon frueh wach sind, koennen wir uns auch nuetzlich machen. Als erstes werfen wir den Huehnern ein paar Koerner ins Gehege, dann werden Scahf Sam und Kalb Rosy mit der Nuckelflasche gefuettert und schliesslich duerfen wir auf dem PS-starken Quad Platz nehmen. Durch ein kleines Fluesschen, eine Wiese rauf, durch das Gatter tuckern wir bis zur Pferdekoppel. Die Gaeule stellen sich zunaechst ein wenig stur, bewegen sich erst, nachdem wir kraeftig gehupt und den Motor haben aufheulen lassen. Monique und ich kriegen lange Zaehne und fragen nach der Moeglichkeit eines Ausritts. Herbergstochter Belina bietet an, uns mit zum Strand zu nehmen. Ich werde dem Hengst Siggi zugewiesen. "You need to be bossy with him", trichtert mir Belinda ein. "Lass dir von dem Dickkopf nicht die Zuegel aus der Hand nehmen." Okay, streng sein, das kann ich. Zusammen mit "Jesse" (Jean Michelle aus Frankreich) trotten wir ueber die Hausweide, durchqueren einen Bach und muessen dann ein kurzes Stueck auf der Landstrasse reiten. Fuehlt sich recht sicher an. Dann probieren wir es mit einem leichten Trab. Siggi setzt sich erst in Bewegung, als ich ihm einen Klaps auf den Popo gebe. Sporengeben allein bringt nix. Hoppala, mein Koerperschwerpunkt ist ploetzlich nicht mehr da, wo er hingehoert. Als ich meine Waden und Oberschenkel naeher an den Pferdekoeper presse, spuere ich eine deutliche Verbesserung. So koennte es gehen. Dann erreichen wir den Strand, gluecklicherweise bei Ebbe. Siggi will ploetzlich nicht mehr, wie ich will. Ihm macht es mehr Spass, in den Pfuetzen zu planschen als weiterzureiten. Belinda muss nochmal zurueck und uns einsammeln. Mensch, Siggi... Ich fuehle mich an meinen Biolehrer Siggi Hermann erinnert und denke, dass der Name wohl haeufiger mit einer gewissen Eigenwilligkeit einhergeht. Als wir es dann mit Galopp versuchen, gehen mit Siggi ploetzlich die Pferde durch. Ich merke, wer hier den Ton angibt und ich bin es definitiv nicht. Obwohl ich die Zuegel mit aller Kraft zurueckziehe, ist mein Gaul nicht mehr zu stoppen. Irgendwann sage ich einmal laut und bestimmt "Stopp, Siggi!". Das klappt, erstaunlicherweise! Aber so geradeeben noch im Sattel geblieben. Zurueck auf der Colville-Farm bekommen Siggi and friends zur Belohnung eine Badewanne voll Leckerlies. Meine ersten Schritte auf zwei Beinen fuehlen sich ein bisschen wackelig an - na, das wird einen Muskelkater geben.











Monique und ich bauen unser Zelt ab und machen uns auf den Weg zur noerdlichsten Spitze der Halbinsel. 80km ueber Schotterpiste hin, 80km ueber Schotterpiste wieder zurueck - immer ganz dicht an der Kueste entlang. Uns bietet sich ein spektakulaerer Blick auf Buchten, Inselchen und tiefe Schluchten. Die Fahrt auf der einspurigen unbefestigten Strasse ist ziemlich anstrengend. Dennoch geniessen wir das Gefuehl "Abenteuer" und checken sehr zufrieden am Abend in unser Hostel in Coromandel Town ein. Ein idyllisches Hippie-Wohlfuehl-Fleckchen mit bunten Tuechern, Kissen und bemalten Waenden. Unfaehig, jetzt noch Abendessen zu kochen, gehen Monique und ich in die Stadt zum Fischessen. Zum Nachtisch essen wir selbstgemachtes Brot mit Marmelade. Nach einer halben Stunde Lesen auf der Gammelcouch fallen mir immer wieder die Augen zu. Ich verabschiede mich und kuschele mich unter die mit Dschungelwaesche bezogene Bettdecke.




 


 

2 Kommentare:

  1. Liebe Nina! Mein Kommentar von Teneriffa ist nicht angekommen. Wir haben uns in deinem Bericht über Siggi amüsiert - aber es hat ja trotzdem Spaß gemacht. Die Bilder von der Hot Water Beach sind witzig und ein bißchen verrückt. mmmh und das Brot sieht sehr appetitlich aus. Gruß Edelgard

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  2. Da springt sie aus einem Hubschrauber und muss schlucken, bevor sie von einem Stein hüpft... Sehr anständig von dir, so bodenständig zu bleiben :-) Deine Bilder machen mich immer neidischer, alles sieht so toll aus!!!

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