Dienstag, 12. Juli 2011

We(s)tcoast with Sun

Fuer eine Woche Semesterferien ist mein Bekannter Sun von Christchurch angereist, um mich auf meiner Tour die Westkueste rauf zu begleiten. Zur Feier unseres Wiedersehens testen wir Wanaka's Burger- und Frittenbude, die es durchaus mit dem groesseren und bekannteren Konkurrenten "Fergburger" in Queenstown auf sich nehmen kann. Anschliessend schauen wir uns "Fluch der Karibik IV" im Paradiso Kino an, in dem man auf alten Sofas oder in einem ausrangierten Kaefer sitzen, frisch gebackene Cookies naschen oder das hausgemachte Eis probieren kann - oder alles zusammen :-)

Am naechsten Morgen entscheiden wir uns spontan zu einem kleinen Schlenker ueber die "Scenic Route" nach Queenstown, um im Warehouse alles einzukaufen, was Sun bei seiner Last-Minute-Packaktion vergessen hat (Zahnpasta, Duschgel, Handtuch, Socken, Muetze). Die Fahrt durch die gelb und hellbraun bebueschelten Berge des "Haast Pass" ist tatsaechlich unheimlich lohnenswert. Trotz bewoelktem Himmel und eingezogenen Kopf in der Erwartung eines Schauers versetzen mich die Farben und das Wuestenambiente ins Schwaermen. In den Snowboardlaeden in der Stadt probiert Sun ein paar Muezten durch und hinterher sein erstes mexikanisches Essen ueberhaupt.








Auf der Rueckfahrt werde ich ploetzlich von einem Polizeiwagen angeblinkt und links rueber gebeten. "You know, why I'm pulling you over? You drove 63,5 in a 50-zone." Ups, aehm, ja, Herr Officer, war ja auch gegen die tiefstehende Sonne und bergrunter... Mister Erbarmungslos verdonnert mich dennoch zu einem Bussgeld von 80$, die ich per Ticket in Rechnung gestellt bekomme; zu zahlen innerhalb der naechsten vier Wochen. "Tja, so ein Pech", kichern Sun und ich, da bin ich ja schon gar nicht mehr im Lande...

Unser erster richtiger Reiseabschnitt fuehrt uns von Wanaka die Westkueste rauf bis nach Fox Glacier. Ein langer Tag voller schoener Erlebnisse:

07.00: aufstehen, packen, fruehstuecken
08.30: von meiner Freundin Maria verabschieden und losbrausen
09.00: erster Stopp am Strassenrand, Lake Hawea (blau) vor Graslandschaft (gelb)



09.30: zweiter Stopp am Strassenrand, Laka Wanaka (blau) vor weiss getuepfelter Berglandschaft (gruen)

10.15: Blue Pools Walk, Swingbridge, voellig auf-/ueberdrehter Sun watet durch tuerkiesfarbenen Fluss





11.00: Fantail Falls, voellig auf-/ueberdrehter Sun duscht unter Wasserfall (trotz Regen und Kaelte)




11.30: dritter Stopp am Strassenrand, neuseelandtypische One Lane Bridge



11.40: Thunder Creek Falls, Wasserschlucken


13.00: Mittagssnack in Haast (Essen und Stadt zum Davonlaufen)
13.20: Ship Creek, erste Begegnung mit der Westkueste der Suedinsel, Stuntshow am Strand






14.00: Knights Point, Kuestenbrecher, verkehrte Groessenverhaeltnisse

 15.00: Salmonfarm, nur gucken, nichts essen (zu teuer dafuer, dass ich nicht auf Lachs stehe)


15.15: vierter Stopp am Strassenrand, lauter Steintuerme


16.00: Ankunft in Fox Glacier, Einchecken ins Hostel "Ivory Towers"
16.15: ausruhen, Fotos gucken, Internet
18.00: kochen, quatschen, Film aussuchen
20.00: "James Bond - Golden Eye" schauen
23.00: Schlafenszeit (endlich!)

Nach einer stuermischen Nacht ist das Wetter immernoch absolut "bescheiden": Es regnet, windet, graut. Schweren Herzens entscheide ich mich dazu, meine geplante Gletscherwanderung erstmal "auf Eis zu legen" und anstattdessen mit Sun zu einer Mini-Individualtour aufzubrechen. Den Fox Glacier kann man vom Parkplatz aus in lockeren 20 Minuten erreichen und hinter einer Sicherheitsabsperrung aus 300 Metern Entfernung bewundern. Oder man kann die Abenteuervariante waehlen. Mit Sun an meiner Seite habe ich quasi gar keine Chance, fuer die Omaroute zu stimmen. Ueber einen niedrigen Steinwall kletternd und den Fluss mit dem eisigen Schmelzwasser ueberquerend erspaehen wir bereits die letzten Auslaeufer des Gletschers. Hier, wo vor 200 Jahren noch dickes Eis lagerte, ist nur noch ein breites Tal, eine Schneise voller Felsbrocken zurueckgeblieben. Sun und ich klettern, huepfen, erklimmen und bahnen unseren Weg in Richtung Gletscherzunge. Natuerlich kommen wir somit deutlich langsamer voran als die Tourigruppen auf dem ausgetretenen Pfad, dafuer macht das Entdecken und Erobern viel mehr Spass. Nach einer guten (Kletter-)Stunde beruehren wir das erste Mal Eis. Zwar ist das hier unten eher dreckigbraun als glasblau, aber trotzdem sehr beeindruckend! Innerhalb von zwei Tagen bin ich von der Wueste zu einem Gletscher gereist - schon verrueckt. Auf dem Rueckweg zum Parkplatz nehmen Sun und ich dann doch den einfachen und schnelleren Weg, da unsere Klamotten vom Regen bereits vollkommen durchgeweicht sind.
Mit beschlagenen Scheiben erreichen wir wenig spaeter das nahegelegene Oertchen Franz Josef, wo wir unsere Sachen in den Waeschetrockner schmeissen und uns mit einem Tee vor den Fernseher setzen. Auf dem Wellblechdach hoere ich dicke Regentropfen (oder sind das Hagelkoerner?) im Stakkato-Takt tanzen.








Von hier aus fuehrt uns unsere Tour weiter nach Norden. Das Wetter ist immernoch bloed. Durch Nieselregen fahren wir zwischen feuchtgruen tropfendem Blaetter- und Farnwald und grau schaeumenden Wellen der Tasman Sea entlang.
In Ross, einer alten Goldgraeberstadt, halten Sun und ich nach Nuggets Ausschau und balancieren ueber morsche Holzbruecken. Fuer die Nacht stranden wir im Kuestenort Hokitika, wo wir das Lokalkino, das in einer alten Bankfiliale untergebracht ist, auschecken: Kasse, Foyer und Vorfuehrraum mit gemuetlichen Sofas - alles in einem mittelgrossen Saal. Der schwedische Film "Beyond" mit Untertiteln ist ganz hervorragend und entschaedigt fuer die wetterbedingten Einschraenkungen der letzten Tage.




Unsere letzte gemeinsame Etappe startet vielversprechend mit blauem Himmel und Sonnenschein! Endlich... Auf den Southern Alps entdecken wir Massen an Schnee und auf der Landkarte ein vielversprechendes Ausflugsziel, den Lake Kaniere. Obwohl Sun grosse Fortschritte als Navigator gemacht hat (von "ich habe keine Ahnung, wo links und rechts ist, geschweige denn, wo wir sind" zu "ich glaube, wir sind richtig"), bin ich ziemlich irritiert, als der See ploetzlich zu unserer Linken auftaucht anstatt wie erwartet auf der entgegengesetzten Seite. Na gut, dann rollen wir das Feld eben von hinten auf. Am Seeufer planschen wir mit einem Paerchen Paradiesenten und lassen einige Steinchen (oder auch Brocken) huepfen. Bei einer waghalsigen Kletteraktion vor den Dorothy Falls jagt Sun uns beiden einen ganz schoenen Schrecken ein, als er ploetzlich auf einem glitschigen Felsen ausrutscht, sich trotz wilder Armruderei nicht mehr halten kann und einen guten Meter faellt. Ob er dabei einen Schutzengel oder einfach nur ein Schweineglueck auf seiner Seite hat, vermoegen wir nicht zu sagen, aber unglaublicherweise knickt Sun noch nicht mal um. Welch ein Glueck. Die Ambulanz hier raus zu beordern waere sicher nicht ganz unproblematisch.





Von hier aus fahren wir in einem Rutsch ins "charmante" Greymouth (was will man von einem Ort mit so einem Namen schon erwarten), mit 13000 Einwohnern eine echte "Grossstadt" an der Westkueste. Hier trinken wir ein Abschiedskaeffchen und dann setze ich Sun bei der Bushaltestelle ab. Fuer ihn geht es wieder zurueck nach Christchurch. Nachdem sich die kompletten Semesterzeiten durch drei grosse Erdbeben im letzten halben Jahr immer wieder verschoben haben, bleibt den Studenten nur eine Woche Freizeit zwischen Pruefungen und Anschlusskursen. Wie gut, dass ich mich mit dem Thema Uni noch nicht wieder beschaeftigen muss, sondern noch ein paar Wochen durch die Wueste und den Dschungel, zu Gletschern, Wasserfaellen, Straenden und Seen reisen kann - in Zukunft jedoch unter Beachtung der Geschwindigkeitsbegrenzungen...

4 Kommentare:

  1. I am thinking about, how Richter scale this post would be on the awesome scale. It's an easy 7 Richter scale. I am talking about earthquakes because, as I was reading it there was a 3.3 Richter scale earthquake. The trip was so fun!! I still remember seeing all those warnings on our way back from the glacier. Try googleing fox glacier deaths!! You will be surprised!!! I wish you all the best for your travels. have fun!!

    Sun

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  2. Hei cool!!! hoffe du hattest viel sopass dort!!! lol
    mhh hoffe ich sehe dich auch mal wieder
    Lg Der Dennis

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  3. Für so ein mieses Wetter eine ereignisreiche Tour mit offensichtlich viel Spaß und kleinen (unwesentlichen ) Ausrutschern (in jeder Beziehung).
    Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß mit wesentlich besserem Wetter.
    Liebe Grüße, deine Mama

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  4. Ach Nina, du machst auch wirklich die komplette Runde. Schön, dass du so viel Zeit dafür hast.

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