Sonntag, 21. November 2010

Waitomo Caves

Unser Abschied von Raglan ist noch relativ entspannt. Gegen halb elf rollen wir vom Parkplatz in Richtung Landstrasse. Bis zum Start unserer heutigen Tour in die Waitomo Caves haben wir noch zweieinhalb Stunden Zeit, das muesste ja wohl reichen, um 150 km zu fahren. Leider ist ein Grossteil der Strasse unbefestigt. Wir brauchen viel laenger als erwartet. Unser geplanter Kaffeestopp muss heute leider ausfallen. Schade. Hektik und Zeitdruck machen auch am anderen Ende der Welt keinen Spass.
Ziemlich gestresst erreichen wir kurz vor knapp unser Hostel, an unser Guide Brandon schon auf uns wartet. Der hoch motivierte Ex-Bundi findet alles "sweet" oder "cool", selbst unsere unbeholfenen Versuche, uns in die Neoprenanzuege zu quetschen.
Michelinmaennchen

an den Uebungsseilen

Gummistiefeln, mit Helm und gefuehlten drei Autoreifen auf den Huesten geht es im Watschelganglos zu den Uebungsseilen und dann zum Hoehleneinstieg. Brandon fordert mich auf, an den 27m tiefen Abgrund zu treten und mich einfach in die Seile zu haengen. Einfach, na klar, "sweet". Ich vertraue ihm und lasse los. Langsam gleitet das Seil durch meine Finger und die Metallringe an meinem Guertel. Ich verliere allmaehlich an Hoehe und Angst. Meine Fusse landen als erstes auf rutschigem Felsen, dann im Wasser. Ich ziehe scharf den Atem ein, als die Eiseskaelte in meine Gummistiefel und alle Oeffnungen des Wetsuits dringt.

Abseilen
Kaum dass alle unten angekommen sind, stehen wir vor der naechsten Herausforderung. Wir sollen uns durch winzigkleine Oeffnungen im Fels zwaengen. Kluterthoehlenerinnerungen an uebermotivierte Kindergeburtstagsparties werden wach. Ich spiele mehr als einmal mit dem Gedanken, "nein" zu sagen. Vor mir steckt Ve bereits bis zur Haelfte im Fels: aechzend, stoehnend, fluchend. Als sie heil am anderen Ende angekommen zu sein scheint, denke ich mir "das schaffst du auch, das kannst du". Die Anweisungungen unseres Tourenfuehers wie ein Mantra vor mich hin betend stosse ich mich langsam vorwaerts. Immer mit den Armen voraus, bloss nicht einknicken, sonst verkeilen sich die Schultern und man steckt fest. Ich kann mich so weit vorschieben, dass mein Kopf auf der Oeffnung schaut. Brandon grinst mir breit entgegen. Bevor er mich aus dem Tunnel ziehen kann, muss ich mich auf den Ruecken drehen. Irgendwie. Mit einem dumpfen Platsch lande ich wieder im Wasser. Uff!

Ve am Tunnelausgang

Zur allgemeinen Entspannung geht es als naechstes ohne Kopflampen in die Gluehwuermchen-Hoehlen. Brandon knipst den Sternenhimmel an und deck uns mit einer Lichterdecke zu. Die Gute-Nacht-Geschichte erklaert das Erhaltungs- und Fortplfanzungsverhalten der Leuchtpunkte ueber uns.
Als wir wieder aufwachen, machen wir ein paar "Geisterbilder" und lassen uns dann von den unterirdischen Fluessen und unseren Gummireifen stromabwaerts treiben.

Gluehwuermchenfaeden

mit den Reifen auf dem unterirdischen Fluss

ugly faces vs. smiling faces

durchsichtiges Vorhaben

Auf dem Fels sitzend erhalten wir eine kleine Staerkung in Form von Thermoskannensaft und Rucksackschokolade. Fuer das, was uns bevorsteht, brauchen wir Energie.
Als wir zurueck zum Einstiegspunkt der Hoehle kommen, fuehle ich mich, als kaeme ich von einer mehrtaegigen Untertage-Expedition. Das fahle Licht, das von oben in die Hoehle faellt, erscheint mir blendend hell.
Nun sollen wir eine Steilwand hochklettern. 20 Meter. Brandon machts vor. Seine Bestzeit sind 13 Sekunden (ohne Sicherung von oben). Ich brauche etwa 5 Minuten (mit Sicherung und mit ein-Mal-Abrutschen).

zurueck im Tageslicht

geschafft!
Zum Tourabschluss gibt es eine lauwarme Dusche in einem Verschlag, der ein besserer Kuhstall sein koennte, eine heisse Tasse Tueten-Tomatensuppe und eine Foto-CD. Abends stopfen Ve und ich uns mit unseren restlichen Vorraeten voll, schlafen ueber einer DVD ein und gehen um neun Uhr ins Bett. Wir sind total groggy.

2 Kommentare:

  1. Liebe Nina! Seeehr abenteuerlich war ja wohl gnadenlos untertrieben. Bin ich froh (!!) das ich nicht mit mußte! Gut, das du alles heil und ohne langfristiges Trauma (hoffentlich)überstanden hast.
    Liebe Grüße von deiner Mutter, die eindeutig das Tageslicht bevorzugt!

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  2. Mensch Nina, und du sagst noch dass Canyoning nichts für dich wäre! Sieht sehr abenteurlich aus! Hätte ich gern mitgemacht :)

    Liebe Grüße
    Resa

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